- Zehntausende Gläubige standen am Montag in Rom Schlange, um dem verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. die letzte Ehre zu erweisen.
- Der frühere Pontifex war am Morgen in den Petersdom gebracht und dort öffentlich aufgebahrt worden.
- Benedikt XVI. war am Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren gestorben.
Nachdem um kurz nach 9.00 Uhr die Pforten der Basilika geöffnet worden waren, zogen die Menschen über den Mittelgang nach vorne und an dem Leichnam vorbei. Vor der Kirche und den Sicherheitskontrollen standen die Leute auf dem Petersplatz lange Schlange.
Manche warteten seit der Nacht, um Einlass zu bekommen. «Ich möchte mich von ihm verabschieden», sagte ein Gläubiger aus Deutschland, der stundenlang anstand. «Seit 1 Uhr, ich war der Erste», erzählte er. «Ich erwarte eine gewisse Stille und Demut, so wie er es sich gewünscht hat», sagte ein Mann aus Regensburg, wo der gebürtige Bayer Joseph Ratzinger einst Universitätsprofessor war und wo dessen Bruder Georg 2020 starb.
Unter den ersten Trauergästen war Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Staatspräsident Sergio Mattarella war kurz vor 9 Uhr in der Basilika, wie Agnello Stoia, der Pfarrer des Petersdoms, der Nachrichtenagentur Ansa sagte. Auch Benedikts langjähriger Weggefährte und Privatsekretär Georg Gänswein war im Dom.
Erst am Nachmittag nahm der Andrang dann deutlich ab. Die vatikanische Gendarmerie schätzte am Abend, dass schon am ersten Tag der öffentlichen Aufbahrung rund 65'000 Menschen in den Dom kamen. Im Vorfeld hatte man mit gut 30'000 gerechnet.
Aufgebahrt vor grossem Altarraum
Nach seinem Hinschied war Benedikt XVI. zunächst in der Kapelle des Vatikan-Klosters Mater Ecclesiae, in dem er nach seinem Rücktritt als Papst im Jahr 2013 fast zehn Jahre lang gelebt hatte, aufgebahrt. Freunde und frühere Weggefährten beteten bei dem Leichnam, auch Benedikts Nachfolger Franziskus.
Am frühen Montagmorgen wurden die sterblichen Überreste dann von einem Kleinbus den kurzen Weg vom Kloster zum Petersdom gebracht. Dort liegt Benedikt vor dem grossen Altarraum. Links und rechts steht jeweils ein Mitglied der Schweizer Garde, der historischen Leibgarde der Päpste.
Schlichtes Requiem
Am Dienstag und Mittwoch können die Leute von 7 bis 19 Uhr in die Kirche kommen. Am Donnerstag ist dann der grosse Trauergottesdienst geplant, den um 9.30 Uhr Papst Franziskus selbst zelebrieren will.
Zu dem Requiem, das nach dem Wunsch von Benedikt schlicht gehalten sein dürfte, werden laut Angaben der Präfektur von Rom bis zu 60'000 Menschen erwartet. Aus Deutschland kündigte sich bereits Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an. Der Vatikan lud Delegationen aus Deutschland – also Benedikts Heimat – und Italien offiziell ein. Allerdings können auch Politiker oder Diplomaten aus anderen Ländern kommen. Darüber hinaus werden viele hohe Geistliche erwartet, etwa Weggefährten Benedikts und jene Kardinäle, die er in den Kardinalsstand erhoben hatte.