- In Äthiopien sind mehrere hunderttausend Menschen vom Hungertod bedroht. Mehrere UNO-Agenturen haben Alarm geschlagen.
- So viele Betroffene in einem Land gab es seit einem Jahrzehnt nicht mehr.
- Hintergrund ist ein Konflikt der äthiopischen Regierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), der im November eskaliert war.
Einem jüngsten Bericht der Vereinten Nationen zufolge leben mehr als 350’000 Menschen in der nördlichen Region Tigray in «katastrophalen Zuständen». Das ist die höchste Stufe 5 einer internen Kategorisierung zur Nahrungsmittel-Unsicherheit.
Trauriger Rekord
Dies sei die grösste Zahl an Betroffenen in einem einzelnen Land seit einem Jahrzehnt, teilten die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation, das Welternährungsprogramm und das Kinderhilfswerk Unicef mit.
Zudem befinden sich demnach zwei Millionen Menschen in der Notfallstufe 4 «und könnten ohne dringende Massnahmen schnell den Hungertod sterben.» Die UN-Agenturen machten klar, dass sie bereitstünden, um den Hunger in Äthiopien zu bekämpfen und die humanitäre Hilfe aufzustocken – allerdings müsse dafür der Zugang ins umkämpfte Tigray gewährleistet sein.
Die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield sagte in New York: «In bestimmten Gebieten ist eine Hungersnot möglicherweise schon im Gange, die das Leben von Hunderttausenden bedroht. Es ist unanständig.»
Hintergrund ist ein Konflikt, der im November eskaliert war. Die äthiopische Regierung hatte eine Militäroffensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) begonnen, die bis dahin in der gleichnamigen Region an der Macht war. Zuvor gab es bereits jahrelang Spannungen zwischen der TPLF und der Zentralregierung.
Die Kämpfe im Norden Äthiopiens verwandelten sich bald in einen komplexen Konflikt, in den auch das Nachbarland Eritrea verwickelt ist. Der andauernde Konflikt hat bereits Hunderttausende Menschen in die Flucht getrieben und grosse Zerstörung angerichtet.