Der Westen wird die Ukraine für den Winterkrieg rüsten. Mit dieser Botschaft ist heute die sogenannte Ukraine-Kontaktgruppe zusammengekommen. Ihr gehören die 30 Nato- sowie knapp 20 weitere westliche Staaten an.
Die Botschaft des Treffens richtet sich an die Ukraine, an den Aggressor Russland – aber auch an den Westen selbst, dessen Unterstützung für die Ukraine auf eine immer härtere Probe gestellt wird.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin empfing seine Amtskolleginnen und Amtskollegen auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Deutschland und kündigte gleich zu Beginn des Treffens Kriegsmaterial-Lieferungen im Wert von 675 Millionen Dollar an, darunter Artilleriemunition, Panzerabwehrsysteme und gepanzerte Krankenwagen. Auch Deutschland, Polen und andere Staaten machten Lieferpläne publik.
Ukraine braucht Winterausrüstung
Bereits im Juli hatte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksji Resnikow in einem Schreiben an die Nato auf die Lieferung von Winterausrüstung gedrängt. Die ist wichtig für die Kampfmoral und damit für die Kampfkraft der ukrainischen Truppen.
Die Nato will der Ukraine deshalb auch winterfeste Kleidung und Zelte zur Verfügung stellen. Zumal der Unterstützung des Westens zu verdanken ist, dass die Ukraine dem russischen Angriff bislang unerwartet gut standhalten konnte. Kriegsmaterial im Wert von mehr als 15 Milliarden Dollar haben allein die USA seit dem Amtsantritt von Präsident Joe Biden der Ukraine geliefert oder in Aussicht gestellt.
Nachdem zu Beginn des Krieges als Soforthilfe vor allem leichte Waffen geliefert worden waren, erhalten die ukrainischen Streitkräfte nun auch schweres Gerät. Doch längst nicht alles, was die Ukraine militärisch gebrauchen könnte, will oder kann der Westen liefern.
Munitionsvorräte im Westen schwinden
Sogar den USA, der grössten Militärmacht der Welt, gehen die Vorräte aus. Denn in den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Streitkräfte auf Einsätze gegen leicht bewaffnete Verbände wie zum Beispiel jene der Taliban in Afghanistan eingestellt. Für die weiträumigen Artillerie- und Panzerschlachten in der Ukraine sind viele Waffen- und Munitionsbestände schlicht zu klein. Und die Produktionsmenge lässt sich nicht mir nichts, dir nichts vergrössern.
Dazu kommt, dass einige europäische Staaten wie etwa Frankreich seit längerem auf Zugeständnisse an den russischen Aggressor drängen und sich mit Waffenlieferungen zurückhalten. Und dass immer mehr Kritik laut wird an den hohen Energiepreisen, die Folgen des Ukraine-Kriegs und der Anti-Russland-Sanktionen sind.
In Tschechien etwa gingen am Samstag nach Polizeischätzungen 70’000 Menschen auf die Strasse. In vielen Nato-Staaten könnten die Regierungen unter Druck geraten, von der Unterstützung der Ukraine Abstand zu nehmen.
Auch dagegen wollten die USA ihre Verbündeten heute in Ramstein einschwören. Im Wissen darum, dass der Winter und kriegsmüde Bevölkerungen in den eigenen Ländern Russland Vorteile verschaffen könnten.