Nach dem heissesten Jahr in Spanien überhaupt und einem viel zu warmen Winter legt auch der Frühling Temperaturrekorde hin. Bis zum Ende der Woche werden bereits Werte um die 40 Grad Celsius erwartet, wie ARD-Spanien-Korrespondentin Franka Welz in Madrid berichtet. «Bereits im April ist es vielerorts schon jetzt staubtrocken.»
In Katalonien etwa sind die Stauseen im Schnitt nur noch zu 26 Prozent gefüllt. Seit Februar wurde der Wasserverbrauch für die Industrie um 15 Prozent gekürzt, für die Landwirtschaft gar um 40 Prozent. Die Massnahmen greifen allerdings nicht so, wie erhofft. Die Pegelstände der Reservoirs sinken weiterhin, zahlreiche Flüsse in Katalonien haben historisch tiefe Wasserstände.
Wenn bis Juni der Regen ausbleibt, droht nach Angaben der katalonischen Wasser-Agentur für September ein Dürre-Notstand. Spanien hat ein weiteres Problem, denn jedes Jahr versickern Millionen Liter Wasser in den maroden beziehungsweise undichten Leitungssystemen.
Alle graben sich das Wasser ab
Ausgerechnet in einem der trockensten Teile des Landes, in Andalusien, wird zum Beispiel intensiver Erdbeeranbau betrieben. Der gräbt dem berühmten Nationalpark Coto de Doñana buchstäblich das Wasser ab. In der Umgebung des Nationalparks gibt es neben legalen auch sehr viele illegale Anbauflächen mit illegalen Brunnen. Das führt zu Streit, wie ARD-Korrespondentin Franka Welz berichtet.
Die konservative Regionalregierung will mit einem Gesetz nun den aktuell illegalen Anbau erlauben, was die Zentralregierung in Madrid empört. Die EU-Kommission hat jetzt Sanktionen ins Spiel gebracht. Wissenschaft und Umweltschutz sind entsetzt. Der Leiter der biologischen Forschungsstation im Nationalpark Coto de Doñana warnte, ohne Wasser gebe es keinen Park mehr, aber auch keinen Tourismus und eben auch kein Wasser für die Landwirtschaft.
Wasserintensiver Anbau
Überlegungen, gewisse wasserintensive Produkte wie Avocados, gewisse Nüsse, Weizen oder Hirse nicht mehr anzubauen, haben einen Haken. Denn gerade Avocados verkaufen sich im Ausland sehr gut. Rund 1000 Liter braucht es aber für ein Kilogramm Avocados. Für Mangos fallen 1600 Liter an. Bei Tomaten sind es zum Vergleich 200 Liter pro Kilogramm, bei Zitrusfrüchten bis zu 500 Liter.
Es stellt sich an und für sich die Frage, was unter den mutmasslich kommenden klimatischen Bedingungen überhaupt noch angebaut werden kann, so Korrespondentin Welz. Einige Getreidesorten könnten komplett ausfallen.
Selbst für die Olivenbäume wird es mittlerweile schwierig, wie die letztjährigen Bilder der Olivenernte mit teilweise auf Rosinengrösse geschrumpelten Früchte zeigten. Die Erzeugnisse wie Oliven und Steinobst, bei denen Spanien international führend ist, dürften teurer werden.
Suche nach Alternativen
Die Wissenschaft hat verschiedene Bewässerungssysteme entwickelt, die das Wasser nachhaltiger nutzen, wie etwa Tropfbewässerungssysteme, bei denen 80 Prozent des Wassers ohne Verlust direkt zu den Wurzeln gelangen. In Spanien versuchen Landwirte zwar, ihre Systeme zu modernisieren und effizienter zu machen. Allerdings kostet das Geld.
Es gibt aber auch andere Projekte. Ein junges Unternehmen bei Madrid etwa baut in Hallen Hopfen mittels «Vertikaler Landwirtschaft» an und kann so viel gezielter bewässern. Es gibt an, so den Wasserverbrauch im Vergleich zum Freilandanbau um 95 Prozent zu senken.