Die beste Reisezeit für Ferien in China ist der Herbst. Allerdings nutzen nur wenige ausländische Touristinnen und Touristen die Gelegenheit. Und das, obwohl China seine strengen Covid-Massnahmen abgeschafft hat und die Grenzen wieder offen sind.
Die Terrakotta-Armee in Xi’an gilt als achtes Weltwunder und ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes. «Verglichen mit vor der Pandemie hat es 90 bis 95 Prozent weniger ausländische Gäste», schätzt die englischsprachige Reiseleiterin Jenny Jiang. Statt ausländischer Gäste führt sie nun chinesische durch die Grabstätte von Chinas erstem Kaiser.
Touristen kommen fast nur aus dem Inland
Während die Touristen aus dem Ausland wegbleiben, kommen die Touristinnen aus dem Inland umso zahlreicher. «Es ist wie eine Explosion», sagt Jenny Jiang. «Die Menschen in China waren lange Zeit zu Hause eingesperrt. Jetzt wollen alle wieder reisen.»
Chinas Einreisetourismus steckt derzeit in grossen Schwierigkeiten.
Auch wenn die inländischen Gäste die wegbleibenden ausländischen kompensieren, ist der chinesische Tourismusverband trotzdem alarmiert. «Chinas Einreisetourismus steckt derzeit in grossen Schwierigkeiten», warnte kürzlich Vorstandsmitglied Xiao Qianhui. 2019 haben rund 145 Millionen ausländische Gäste China besucht und generierten einen geschätzten Umsatz von 36 Milliarden Dollar. Mehreinnahmen, auf welche man nur ungern verzichtet.
Wenig Flüge und teure Flugtickets
Einer der Hauptgründe für das mangelnde Interesse aus dem Ausland sind die Nachwehen von Chinas Null-Covid-Strategie. Zahlreiche Airlines haben ihre Flüge nach China während der Pandemiejahre reduziert oder sogar eingestellt.
Die Flugkapazität zwischen China und dem Ausland hat laut der chinesischen Luftfahrtbehörde erst 52 Prozent des einstigen Niveaus erreicht. Hinzu kommt, dass viele Flugtickets entsprechend teuer sind. Im Gegensatz dazu hat sich der Flugverkehr in China selbst vollständig erholt.
Um Chinas Image steht es nicht gut
Allerdings haben die Probleme beim Einreisetourismus nicht ausschliesslich mit der Pandemie zu tun. So gibt es für ausländische Reisende zahlreiche Hürden. Bezahlen kann man vielerorts nur mit chinesischen Apps wie Wechat oder Alipay. Und wegen der chinesischen Firewall funktionieren in der Volksrepublik ausländische Dienste wie Google, Instagram oder Whatsapp nicht.
Hinzu kommt, dass Chinas Ruf während der Pandemiejahre stark gelitten hat. «Es muss ein Weg gefunden werden, das zunehmend negative Bild im Westen einzudämmen», erklärt Xiao Qianhui. Ausländische Reisende, die positiv zu Hause über ihre Reiseerlebnisse berichten, sollen dabei eine wichtige Rolle spielen.
Airlines planen wieder mehr Direktflüge nach China
Zumindest Reiseleiterin Jenny Jiang glaubt, dass sie bald wieder Führungen auf Englisch anbieten kann. «Diesen Herbst könnte sich die Situation bereits etwas bessern. Dann soll es mehr Flüge geben.»
Verschiedene Airlines fahren mit dem Winterflugplan ihre Kapazitäten hoch. Zum Beispiel verdoppelt die Swiss ab Ende Oktober ihre Direktflüge nach Schanghai von drei auf sechs pro Woche. Die Direktverbindung nach Peking ist nach wie vor nicht wieder aufgenommen.
Auch wenn es künftig wieder mehr Flüge vom Ausland nach China gibt, heisst es nicht automatisch, dass damit auch die Lust auf Chinareisen zurückkehrt.