Vier Monate waren Kenias Grenzen wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Seit ein paar Tagen ist die Einreise in das ostafrikanische Land wieder möglich – trotz weiterhin steigender Zahlen an Neuinfektionen. Das Ziel: dem Tourismus wieder zu Einnahmen verhelfen.
Personen aus den USA, Grossbritannien oder China dürfen nun ohne Quarantäne wieder nach Kenia einreisen. Zwar müssen alle Einreisenden einen negativen Corona-Test vorweisen, allerdings darf er bis zu vier Tage alt sein. Gut möglich also, dass nun wieder infizierte Reisende ins Land kommen.
Starke Tourismuslobby
Es sei ein endloses Prozedere gewesen, bis klar gewesen sei, aus welchen Ländern die Reisenden nicht in Quarantäne müssten, sagt Afrika-Korrespondentin Anna Lemmenmeier. «Dass es gerade Reisende aus den Corona-Hotspots wie USA oder Grossbritannien sind, hat diplomatische Gründe.» In der kenianischen Bevölkerung habe diese Entscheidung für Unmut gesorgt.
Einreise nach Kenia
Freude haben in erster Linie touristische Anbieter. Das habe sich auch in dem langen Prozess bis zur Öffnung der Grenzen gezeigt, so Lemmenmeier. «Das Tourismus-Ministerium und der Gesundheitsminister haben sich während Wochen öffentlich widersprochen.» Das Gesundheitsministerium war gegen Quarantäne-Ausnahmen. «Dass es jetzt für einige Länder keine Quarantäne gibt, zeigt, wie stark die Tourismuslobby in Kenia ist.»
Tausende haben durch die Epidemie ihre Arbeit verloren. Die meisten aber ausserhalb des Tourismussektors. Dieser macht in Kenia «nur» zehn Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. Den Arbeitslosen werde nicht geholfen, sagt Lemmenmeier: «Es gibt keine Unterstützungsprogramme für die Wirtschaft wie in den meisten europäischen Ländern.» Allein die Mehrwertsteuer wurde etwas gesenkt sowie die Gebühren fürs Bezahlen per Handy, das in Kenia weitverbreitet ist.
Öffnung aus staatlicher Sicht sinnvoll
Die SRF-Korrespondentin kann sich nicht vorstellen, dass mit der Öffnung der Grenzen nun im grossen Stil Touristen nach Kenia reisen. «Ich war am Wochenende im Nairobi National Park. Da waren nur Einheimische.» Der Tourismus sei einer der wenigen formellen, wichtigen Sektoren für Kenia – trotz kleinem Anteil am Bruttoinlandsprodukt.
Aus staatlicher Sicht ergebe es deshalb Sinn, ihn mit einer Öffnung der Grenzen zu unterstützen: «Denn wenn er zusammenbricht, fallen in Zukunft auch alle Steuereinnahmen weg.» Viele Kenianerinnen und Kenianer seien aber der Ansicht, dass die Reisenden das Virus erst ins Land gebracht hätten und nun schon wieder hofiert würden – während der Staat der eigenen Bevölkerung keine finanzielle Unterstützung in der Krise zuspricht.