Donald Trump liebt Umfragen. Kein Wahlkampf-Anlass, an dem er sie nicht genüsslich zitiert und mit seinen Fans zelebriert. Doch derzeit lässt sich mit den Zahlen schlecht prahlen: Hillary Clinton hat Trump abgehängt, je nach Berechnungsart um bis zu sieben Prozent. Zwar sind die Zahlen 20 Wochen vor der Wahl mit Vorsicht zu geniessen, denn bis dahin kann noch viel geschehen.
Wahlkampfmanager gefeuert
Doch für Trump sind sie schlecht genug, um das zu tun, was ein Präsidentschaftskandidat in einer solchen Situation immer tut: den Wahlkampfmanager feuern. «Corey Lewandowski ist ein guter Mann, wir hatten einen Riesenerfolg», erklärte Trump auf Foxnews. Doch nun sei die Zeit für eine andere Art Wahlkampf gekommen.
Wie genau dieser aussehen wird, liess Trump offen. Doch es wird nicht reichen, allein den Manager zu feuern. Das republikanische Partei-Establishment ist beunruhigt, einige Revoluzzer in der Partei denken bereits wieder laut darüber nach, ob es nicht doch noch eine Möglichkeit gibt, Trump am Parteitag zu verhindern.
Grosse Investitionen nötig
Klar ist: Trump wird nicht darum herumkommen, künftig mehr in seine Wahlkampf-Maschinerie zu investieren. Sein Team am Hauptsitz in New York ist nur sehr klein, es fehlen lokale Mitarbeiter in den Bundesstaaten, ebenso Computerprogramme, die potenzielle Wähler aufspüren. Vor allem aber hat Trump bisher fast keine Wahlspenden gesammelt. Derzeit liegen nur 1,3 Millionen Dollar in cash parat – das ist viel weniger als die 42 Millionen Dollar von Clinton.
Geld und Werbespots sind wichtig in dieser Phase des Wahlkampfs. Obama gelang es im Juni vor vier Jahren, Mitt Romney das Image eines skrupellosen und geldgierigen Managers anzuhängen – und das hat ihm im Herbst den Sieg gebracht.
Trump ist jetzt gefordert
Neben der mangelnden Wahlkampforganisation hat Trump noch ein zweites Problem: sein loses Mundwerk. Was in den Vorwahlen funktionierte, scheint im Hauptwahlkampf nicht mehr zu verfangen. Niemand weiss, wofür Trump wirklich steht. Die Parteizentrale der Republikaner ist nicht informiert, was das Trump-Team vorhat – und kann Aktionen schlecht koordinieren.
Immer wieder muss Trump in letzter Zeit auch Aussagen korrigieren oder zurechtbiegen. Nach dem Blutbad in Orlando meinte er zum Beispiel: «Wenn die Leute in dieser Disco bewaffnet gewesen wären und auf den Schützen geschossen hätten, das wäre ein schönes Bild gewesen!» Doch Waffen und eine Bar voll mit Alkohol – das ging sogar der Waffenlobby NRA zu weit. Sie distanzierte sich von Trumps Aussage.
Donald J. Trump wird in den nächsten Wochen zeigen müssen, dass er tatsächlich, wie er stets von sich selber behauptet, ein gewiefter Geschäftsmann und Stratege ist – und dass ihm bei seinem Versuch, ins Weisse Haus zu kommen, sein eigenes Ego nicht im Wege steht.