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Trump stoppt Auslandshilfe Gegen Schliessung von USAID formiert sich Widerstand

Trump hat alle Gelder der Entwicklungsbehörde ausgesetzt. Die suspendierten Angestellten sind wütend – und haben Angst.

Normalerweise sind die Amerikanerinnen und Amerikaner sehr gesprächig und wollen ihre Anliegen kundtun. Aber jetzt haben viele Angst. Bei der Protestkundgebung gegen Trumps Einfrieren von USAIDS wollen sie nichts sagen.

Elon Musk hat alle privaten Daten. Das ist beängstigend.
Autor: Suspendierte Angestellte von USAID Protestiert in Washington gegen das Vorgehen Trumps

Viele tragen Gesichtsmasken und dunkle Sonnenbrillen, obwohl der Himmel bedeckt ist. Sie fühlen sich nicht sicher und wollen unerkannt bleiben.

Menschenmenge mit Protestplakaten vor dem US-Kapitol.
Legende: Gesichtsmasken und Sonnenbrillen – nicht wegen Corona oder der Sonne. Sondern aus Angst, man könnte erkannt werden und müsste deshalb womöglich Konsequenzen seitens der Regierung Trump fürchten. AP/J. Scott Applewhite

«Elon Musk hat alle privaten Daten. Das ist beängstigend», sagt eine Frau. Sie alle hätten das Gefühl, überwacht zu werden – und dass alles gegen sie verwendet werde, begründet eine Frau Mitte 50, warum sie nichts sagen will. 

Musk wütet im Auftrag von Trump

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Person hält Protestplakat mit Aufschrift.
Legende: Imago/Michael Nigro

Der Tech-Milliardär Elon Musk hatte am Wochenende – offenbar mit Segen aus dem Weissen Haus – einen regelrechten Feldzug gegen die Entwicklungsbehörde USAID gestartet, die er als «Schlangennest von linksradikalen Marxisten, die Amerika hassen» bezeichnet.

USAID-Mitarbeiter erhielten eine E-Mail: Sie sollen im Homeoffice bleiben. Der mutmassliche Absender, zumindest indirekt: Musk und sein «Department of Government Efficiency», kurz Doge. Bereits zuvor waren Hunderte Mitarbeiter der Behörde entlassen oder beurlaubt worden, Führungskräfte wurden freigestellt. Die USAID-Webseite und ihr X-Account waren vorübergehend nicht mehr zugänglich.

Die Verunsicherung ist gross, was aktuell hinter den verschlossenen Türen der Behörde passiert. Musk soll laut Medienberichten Zugang zu sensiblen Regierungsdaten erhalten haben – im Namen der Kürzung von Staatsausgaben. Trump begegnete dieser Sorge auf Nachfrage mit einem beschwichtigenden Achselzucken: Musk dürfe nur Informationen sammeln, um Mitarbeiter zu entlassen, wenn «wir mit ihm einverstanden sind», so Trump. (dpa)

Am Tag zuvor hat sie von ihrer Entlassung erfahren. Der Schock sitzt tief. Und die Frau will sich ihre Zukunft nicht mit kritischen Kommentaren verbauen.

Kampf gegen Kinderhandel ausgesetzt

Ähnlich geht es zwei anderen ehemaligen Arbeitskolleginnen, die bis vor Kurzem für USAID gearbeitet haben und jetzt – vorerst befristet – freigestellt wurden.

Donald Trump richtet mit dem Einfrieren aller Gelder weltweit Schaden an.
Autor: Suspendierte Angestelle von USAID Protestiert in Washington gegen das Vorgehen Trumps

Beide sind Mitte 30 und sprechen unter der Bedingung, anonym zu bleiben. «Es ist eine Tragödie. Nicht nur wegen meiner persönlichen Situation, sondern vor allem wegen des immensen Schadens, den Donald Trump mit dem Einfrieren aller Gelder weltweit anrichtet», sagt die Jüngere. Sie spricht unter Tränen.

Protestierende mit Schildern vor dem Kapitol.
Legende: Die jetzt suspendierten Angestellten von USAID befürchten, dass wegen der aprubt eingestellten Hilfe weltweit Menschen leiden oder sogar sterben werden. Imago/Tom Williams

Beide Frauen sind seit zwei Jahren für Programme zur Bekämpfung des weltweiten Kinderhandels tätig. Die USA betreiben und unterstützen in über 80 Ländern Programme, die Kinderhandel bekämpfen und Schutzunterkünfte und Rehabilitationsmassnahmen für Opfer anbieten.

Jetzt zu wissen, dass sie diesen Kindern von einem Tag auf den anderen nicht mehr helfen können, breche ihr das Herz, sagt die ältere der beiden Frauen.

Person im Narrenkostüm vor dem Kapitol.
Legende: Trump als Narr – für die protestierenden USAID-Angestellten ist die Entscheidung des neuen US-Präsidenten nicht nachvollziehbar. EPA/Will Oliver

Die Jüngere hofft, dass der Kongress Trump stoppt und die US-Entwicklungs­zusammenarbeit nicht endgültig eingestellt wird, auch wenn der bereits angerichtete Schaden nicht mehr rückgängig gemacht werden könne.

Der Unmut ist gross in Washington

Auch Nancy Diamond ist fassungslos. Persönlich hat sie nichts mehr zu befürchten, denn sie ist pensioniert. Mehr als 20 Jahre lang hat sie in verschiedenen Funktionen für die USAID gearbeitet, zuletzt hauptsächlich im Umweltbereich an Projekten mit Gender-Bezug.

USAID ist nicht perfekt, wie jede Behörde für Entwicklungszusammenarbeit. Das ist aber kein Grund für eine Verteufelung.
Autor: Nancy Diamond Arbeitete 20 Jahre lang für USAID

«Ich bin vor allem wütend», sagt sie. Diamond war in Osteuropa, Asien, Afrika und Südamerika tätig. «Natürlich ist USAID nicht perfekt, wie jede Behörde für Entwicklungs­zusammenarbeit», sagt sie. Das aber sei kein Grund, gleich alle Mitarbeitenden zu verteufeln.

Der Unmut in Washington ist bei vielen gross. Die Mitarbeitenden von USAID sind wütend, traurig und sie haben Angst.

 

 

Rendez-vous, 6.2.2025, 12:30 Uhr

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