Zum dritten Mal in Folge kam es in Katalonien zu Ausschreitungen. Vermummte Protestierende lieferten sich in der Nacht Gefechte mit der Polizei. Gemäss Medienberichten gab es Dutzende Verletzte und Festnahmen. Die Proteste sind professionell organisiert und beschäftigen sogar den spanischen Geheimdienst, weiss Journalistin Julia Macher.
SRF News: Wie setzt sich die Protestbewegung zusammen?
Julia Macher: Barcelona hat eine breite anarchistische Szene, genannt Antisistemas. Meiner Einschätzung nach waren diese nun auch dabei. Es waren aber auch viele junge Leute anwesend, von denen man nicht unbedingt sagen würde, dass sie politisch aktiv oder engagiert wären.
Tsunami Democratic hat für die Zukunft weitere Aktionen angekündigt und eine eigene App ins Internet gestellt, ähnlich wie bei den Protesten in Hongkong.
Bei ihnen wirkt es eher wie Krawalltourismus. Organisiert wurde die Demonstration von den sogenannten CDR's, Komitees zur Verteidigung der Republik. Es sind kleine Aktivistengruppen, welche eher dezentral organisiert sind. Da sind alle möglichen Leute dabei. Bei den Ausschreitungen mit der Polizei haben einige dieser CDR's zum Rückzug und zur Demobilisierung aufgerufen, andere haben bis in die frühen Morgenstunden weiter Krawall gemacht.
Hinter vielen Protesten soll die Gruppe Tsunami Democratic stehen. Wer ist diese Gruppe?
CDR betreiben im Vergleich zu Tsunami Democratic eher die unorganisierten Strassendemos, die zu den jetzigen Krawallen führten. Tsunami Democratic dagegen ist ein gut organisiertes Netzwerk von Aktivisten, welche vor zwei Tagen die Flughafenblockade organisiert haben.
Der spanische Geheimdienst versucht momentan herauszufinden, wer hinter Tsunami Democratic steckt. Diese Flughafenbesetzung funktionierte über soziale Medien. Tsunami Democratic hat für die Zukunft weitere Aktionen angekündigt und eine eigene App ins Internet gestellt, ähnlich wie bei den Protesten in Hongkong. Sie betonen aber, dass die Proteste immer friedlich und zivilisiert ablaufen sollen.
Hinter Tsunami Democratic sollen grosse Namen der Unabhängigkeitsbewegung stehen, die Rede ist etwa vom früheren katalanischen Ministerpräsidenten Carles Puigdemont. Was wissen Sie darüber?
Ausschliessen würde ich nichts. Die Idee dafür sei angeblich bei einem Treffen im Ausland gefallen, wo auch Aktivisten beteiligt waren, die in gutem Kontakt zu den katalanischen Aktivisten und Politikern stehen, die in der Schweiz oder in Belgien sind. Der spanische Geheimdienst erklärte am Mittwoch, dass er kurz davor sei zu enthüllen, wer hinter der Organisation steht.
Das Gespräch führte Salvador Atasoy.