Das Wichtigste in Kürze
- Konjunkturpaket soll schwächelnde Wirtschaft wieder in Gang bringen.
- Unterstützungsfonds für kleine und mittlere Betriebe umfasst umgerechnet 74 Mrd. Franken.
- Präsident Erdogan tauscht eigene Dollarreserven in heimische Währung um.
- Wirtschaftswachstum des Landes sinkt laut OECD von rund 4,7 Prozent in den letzten zehn Jahren auf geschätzt 2,9 Prozent in diesem Jahr.
Angesichts der schwächelnden Wirtschaft in der Türkei hat Ministerpräsident Binali Yildirim ein umfassendes Konjunkturpaket für das Schwellenland angekündigt.
Öffentliche Ausgaben einschränken
Geplant sei unter anderem ein Unterstützungsfonds von 250 Milliarden Lira (rund 74 Milliarden Franken) für kleine und mittelständische Betriebe, sagte Yildirim. Unternehmen sollten beim Mindestlohn – der trotz des Widerstands aus der Wirtschaft zum Jahresbeginn angehoben worden war – finanziell entlastet werden. Für eine halbe Million Menschen würden zudem Berufstrainingsprogramme angeboten, sagte Yildirim.
Steuererhöhungen wolle die Regierung im kommenden Jahr vermeiden, öffentliche Ausgaben sollen eingeschränkt werden. Der Ministerpräsident kündigte ausserdem an, die Regierung werde ihre Geschäfte wo immer möglich in der heimischen Währung anstelle von Dollar abwickeln.
Erdogan tauscht
Angesichts der Talfahrt der Lira hat die Regierung Volk und Wirtschaft wiederholt dazu aufgerufen, mögliche Devisenreserven umzutauschen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat diesen Ratschlag auch gleich selbst in die Tat umgesetzt.
Präsidentensprecher Ibrahim Kalin sagte, der Staatschef habe «seine Devisenvorräte am selben Tag in Lire gewechselt, als er diesen Aufruf startete». Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu, Chef der Republikanischen Volkspartei (CHP), hatte gesagt, Erdogan besitze 200'000 Dollar, die auf einem Bankkonto hinterlegt seien.
Absturz der türkischen Währung
Hintergrund von Erdogans Aufruf ist der massive Absturz der Lira gegenüber Dollar und Euro: Wurden zu Beginn des Jahres lediglich 2,9 Lira für einen Dollar fällig, waren es Anfang Dezember bereits mehr als 3,5 Lira.
Nach einem jährlichen Wachstum von um die 4,7 Prozent in den vergangenen zehn Jahren soll sie 2016 nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) nur noch bei geschätzten 2,9 Prozent liegen. Die Arbeitslosigkeit liegt nach Regierungsangaben bei 11,3 Prozent.