Das ist geschehen: Die israelische Armee hat das Flüchtlingslager Dschabalia angegriffen und dabei im gesamten Gazastreifen die Kommunikationsnetze gekappt. Bei dem Angriff kam es zu zahlreichen Todesopfern.
Das sagt die palästinensische Seite: Bei dem Angriff sind nach palästinensischen Angaben mindestens 50 Menschen in dem dicht bewohnten Flüchtlingslager gestorben. Die radikal-islamische Hamas erklärte, es gebe 400 Tote und Verletzte, Mitarbeiter von einem Krankenhaus in Gaza sprachen von über 50 Verstorbenen und 150 Verwundeten. Nach Angaben des bewaffneten Flügels der Hamas sind sieben zivile Geiseln getötet worden. Darunter seien drei mit ausländischem Pass, teilen die Kassam-Brigaden mit.
Das sagt Israel: Die israelische Armee treibt ihre Bodenoffensive weiter voran und konzentriert sich nach offiziellen Angaben auf die Vernichtung des Tunnelsystems. Ein Sprecher des israelischen Militärs, Richard Hecht, bestätigte den Luftangriff auf das Flüchtlingslager. Hecht sagte, es habe sich ein sehr hochrangiger Hamas-Kommandant in dem Gebiet aufgehalten.
Das ist das Ziel der israelischen Armee: Während des vergangenen Tages sind gemäss dem israelischen Militär schätzungsweise 300 Ziele angegriffen worden, einschliesslich Rampen zum Abschuss von Raketen und andere militärische Einrichtungen der Hamas. Die israelischen Soldaten hätten zudem «Terroristen» getötet, das Vorgehen sei von der Luftwaffe unterstützt worden.
Bedeutung des Tunnelsystems: Die Tunnelanlagen im Gazastreifen gelten als wichtiges Ziel der israelischen Bodenoffensive, da die Hamas von dort aus ihre Angriffe auf Israel steuert. Laut Islamwissenschaftler Reinhard Schulze ist das Tunnelsystem für die Hamas vor allem eine zusätzliche Verteidigungslinie. «Unterhalb von Gaza existiert so eine zweite Schicht, in der die ganze Verteidigungs- und Abwehrstruktur aufgebaut worden ist.»
Reaktion der Hamas: Nach Angaben des israelischen Militärs reagierte die Hamas mit Raketenbeschuss. Laut Zeugenaussagen nahm Israel die Hauptverbindungsstrasse im Gazastreifen von Norden nach Süden unter Beschuss und griff Gaza-Stadt von zwei Seiten aus an. Der militärische Arm der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, berichtete von Gefechten mit israelischen Streitkräften, die im Süden des Gazastreifens eingedrungen seien. Im Nordwesten seien zwei israelische Panzer und ein Bulldozer angegriffen worden.
Das sind die Reaktionen: Der Iran verurteilte den Angriff scharf. Aussenamtssprecher Nasser Kanaani sprach von einer «brutalen Attacke» und warf Israel Kriegsverbrechen vor. Norwegen mahnt Israel beim Vorgehen im Gazastreifen zur Einhaltung des Völkerrechts. Aussenminister Espen Barth Eide sagte der Nachrichtenagentur Reuters, seine Regierung unterstütze das Recht Israels auf Selbstverteidigung, das internationale Recht müsse dabei aber eingehalten werden. Chile beorderte seinen Botschafter in Israel wegen «Verletzung des humanitären Völkerrechts durch Israel im Gazastreifen zu Konsultationen zurück. «Chile verurteilt diese Militäroperationen aufs Schärfste und beobachtet sie mit grosser Sorge», heisst es aus Santiago de Chile.