- In Frankreich haben starke Regenfälle enorme Schäden verursacht. Laut Premierminister Michel Barnier ist es «die schlimmste Katastrophe seit 40 Jahren».
- In Paris wurde ein Mann von einem umstürzenden Baum erschlagen. Seine drei und fünf Jahre alten Kinder wurden verletzt.
- Es drohen weitere Unwetter.
In der Region Auvergne-Rhône-Alpes mussten rund 900 Menschen und auch etliche Schulen evakuiert werden. Auf Fernsehbildern sind überflutete Autobahnen, Supermärkte und im Wasser treibende Autos zu sehen. Etliche Schulen und Kindergärten in der Region wurden bis einschliesslich Samstag geschlossen.
Die Autobahn und die Bahnstrecke zwischen Lyon und Saint-Étienne wurden unterbrochen. Zwischen beiden Städten könnten wohl über mehrere Tage keine Züge fahren, teilte die Staatsbahn SNCF mit. Nach Angaben der Präfektur war es ebenso unklar, wann die Autobahn wieder befahrbar sein wird. Der Autobahnbetreiber Vinci Autoroutes warnte vor möglichen Behinderungen auf über 30 französischen Autobahnen.
Besonders schwer getroffen wurde auch die Gemeinde Givors an der Rhone. 47 Menschen waren vorübergehend in einem überschwemmten Supermarkt eingeschlossen, bevor sie von der Feuerwehr gerettet werden konnten. Die Supermarktkette Carrefour schloss daraufhin vorsorglich weitere ihrer Geschäfte in Nizza, Cannes, Monaco und Antibes.
Mehr als 400 Menschen evakuierten die Einsatzkräfte in Givors, Notunterkünfte wurden eingerichtet. Bürgermeister Mohamed Boudjellaba sprach noch am Donnerstagabend im Sender BFMTV von einem körperlich und psychisch schwierigen Tag. «Meine Sorge ist, dass es Tote geben könnte.»
Dieses Schreckszenario konnte in der Gemeinde aber wohl verhindert werden. Bisher gibt es nur Berichte über einen Toten in Paris während des schweren Unwetters. Im Norden der Hauptstadt erschlug ein umstürzender Baum den Mann. Seine drei und fünf Jahre alten Kinder wurden verletzt. Nachbarn zerrten sie aber unter dem Baum hervor, wie sie der Zeitung «Le Parisien» schilderten.
Rettungskräfte rückten 2300-mal aus
Landesweit rückten die Rettungskräfte 2300-mal aus. «Wir können sagen, dass diese Einsätze gestern – teils mit dem Helikopter – Leben gerettet haben», resümierte Premierminister Barnier. Die Schäden seien jedoch beachtlich.
Das Département Ardèche, das zwischen Lyon und Avignon liegt und auch den Ort Limony beherbergt, gilt als eine der Gegenden, die am meisten mit dem Starkregen zu kämpfen hatten. Der Wetterdienst Météo France sprach vom heftigsten zweitägigen Starkregenereignis im Gebiet der Cevennen seit Beginn des 20. Jahrhunderts.
Wir sind mit Perioden konfrontiert, die mit dem Klimawandel zusammenhängen.
«Wir haben es mit einer Situation zu tun, die in ihrem Ausmass noch nicht dagewesen ist», sagte die Ministerin für ökologischen Wandel, Agnès Pannier-Runacher. Örtlich seien binnen 48 Stunden 60 Zentimeter an Niederschlag gefallen, das sei «absolut massiv». «Das hat es seit Menschengedenken nicht mehr gegeben.»
Die Ministerin warnte: «Wir sind mit Perioden konfrontiert, die mit dem Klimawandel zusammenhängen. Wir müssen uns daran gewöhnen und uns wappnen, um ihnen Stand zu halten.»
Starkregen ist wegen des Klimawandels an vielen Orten der Welt häufiger und intensiver geworden. Der Grund: Je wärmer es wird, desto mehr Feuchtigkeit kann die Atmosphäre aufnehmen – das führt zu höheren Niederschlagsmengen. Bei Überschwemmungen spielen aber auch andere menschliche Faktoren eine Rolle.