Der russische Aussenminister Sergej Lawrow dringt nach dem Berliner Krisentreffen auf baldige erneute Gespräche über den Ukraine-Konflikt. Es sei bedauerlich, dass bei den Verhandlungen keine Einigung über eine Feuerpause erzielt worden sei, sagte Lawrow russischen Agenturen zufolge in Berlin. «Wir wollen eine uneingeschränkte Waffenruhe, aber die ukrainischen Kollegen rücken von ihren Bedingungen leider nicht ab», betonte er.
Lawrow schloss nicht aus, dass bei einem künftigen Treffen auch eine Vereinbarung unterzeichnet werden könnte. Solange jedoch die Führung in Kiew den Konflikt militärisch lösen wolle, hätten solche Gespräche keinen Sinn. Russlands Chefdiplomat warnte vor Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine. Dies würde allen Abmachungen widersprechen.
Humanitäre Hilfe: «Alle Probleme mit Kiew sind gelöst»
Mit Nachdruck wies Lawrow erneut Vorwürfe der pro-westlichen Führung in Kiew zurück, russisches Kriegsgerät würde illegal auf ukrainisches Territorium gebracht werden. Berichte über einen angeblich von der ukrainischen Armee zerstörten russischen Militärkonvoi seien «reine Fiktion».
Er räumte aber eine hohe Konzentration russischer Truppen an der ukrainischen Grenze ein. Dies diene allein der Sicherheit. «Wenige Kilometer von dieser Grenze entfernt findet ein Krieg mit Artillerie, Luftwaffe und möglicherweise ballistischen Raketen statt. Da kann man nicht vorsichtig genug sein», sagte Lawrow.
Einigung sei in Berlin über den russischen Hilfskonvoi für die Ostukraine erzielt worden, so Russlands Aussenminister weiter. Alle Probleme mit der Führung in Kiew und dem Roten Kreuz seien gelöst. «Ich rechne damit, dass diese Hilfe schon in allernächster Zukunft dort ankommt, wo sie gebraucht wird», sagte Lawrow.
SRF-Korrespondent Christoph Franzen weist darauf hin, dass diesbezüglich nicht Lawrow das letzte Wort habe, sondern die Ukraine und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Letzteres warte immer noch auf die Sicherheitsgarantien für den Transport. «Aber ich denke, wenn Lawrow sagt, dass man hier eine Einigung gefunden hat, dann sollte es eigentlich bald losgehen», so Franzen.
Intensive Kämpfe um Donezk
Fünf Stunden hatten die Aussenminister Russlands, der Ukraine, Deutschlands und Frankreichs am Sonntagabend in Berlin konferiert. Deutschlands Aussenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von «schwierigen Gesprächen».
Das Thema sei gewesen, wie man Wege zu einem Waffenstillstand in der Ostukraine finden könne, so Steinmeier. Daneben sei es um die Kontrolle der Grenze sowie um humanitäre Hilfe gegangen. Die Ergebnisse würden nun mit den Staats- und Regierungschefs besprochen. Am Montag oder Dienstag werde entschieden, ob die Gespräche fortgesetzt werden.
Am Wochenende hatten sich die Kämpfe in den Separatisten-Hochburgen Donezk und Lugansk verschärft. Pro-russische Rebellen schossen einen Kampfjet über der Ostukraine ab. Regierungstruppen gewannen nach eigenen Angaben die Kontrolle über eine Polizeiwache in Lugansk zurück.