Auf Australiens bekanntestem Berg, dem Uluru, darf nicht mehr herumgeklettert werden. Der 348 Meter hohe Felsen mitten in der australischen Wüste ist seit Freitag für alle Touristen gesperrt.
Viele nicht-indigene Australier scheinen quasi auf ihrem Geburtsrecht zu bestehen, den Uluru hochklettern zu dürfen.
Künftig darf er nur noch vom Boden und aus der Luft angeschaut werden. Die Verwaltung des Nationalparks kam damit Bitten der Aborigines-Ureinwohner nach, die dort schon seit mehr als 30’000 Jahren zu Hause sind. Für sie ist der rot schimmernde Berg heiliges Gelände.
Uluru – der heilige Berg
Am Freitag nutzten nochmals tausende Touristen die letzte Möglichkeit, von oben viele Kilometer weit in den australischen Outback blicken zu können. Punkt 16.00 Uhr sperrte die Verwaltung des Nationalparks den Klettersteig ab. Nach und nach kamen die letzten Kletterer herunter. Wer gegen das Verbot verstösst, muss künftig mindestens 630 australische Dollar zahlen.
Diese sogenannten «Endspurtbesucher» machen die Aborigines traurig, weiss SRF-Korrespondent Urs Wälterlin. «Im Fernsehen war ganz klar zu sehen, wie unzufrieden und traurig die Aborigines sind, dass es immer noch so viele Leute gibt, die trotz ihren Wünschen da hochklettern.»
Australierin und Australier leben grösstenteils auf gestohlenem Land.
Nun also das Verbot. Neu dürfen nur noch initiierte Ureinwohner den Felsen hochklettern. Für diesen Entscheid gebe es durchaus Unterstützung in Meinungsumfragen und den Medien. Doch die Kritik sei ebenfalls nicht zu überhören, meint Wälterlin. «Viele nicht-indigene Australier scheinen quasi auf ihrem Geburtsrecht zu bestehen, den Uluru hochklettern zu dürfen.»
Rassistische Aussagen im Radio
In Radioprogrammen würden sich Kletterer in diesen Tagen auch immer mal wieder abschätzig über die Ureinwohner äussern. «Man hört leider subtil bis offen rassistische Aussagen.»
Durch das Verbot würden auch die Ängste der Australier wieder angefacht werden. «Seit Donnerstag schleicht die Warnung durchs Internet, Ureinwohner in anderen Gegenden könnten sich nun entscheiden, den Zugang zu touristisch wichtigen Orten ebenfalls zu verbieten.»
Doch selbst wenn diese Warnung stimmen würde, sei es Land, dass den Aborigines nach vielen Jahren wieder zurückgegeben worden ist, so Wälterlin. «Wir dürfen nicht vergessen, dass den Ureinwohnern der Boden nach der Invasion durch Grossbritannien im Jahr 1788 nicht etwa abgekauft wurde, Australierin und Australier leben grösstenteils auf gestohlenem Land.»
Am Wochenende soll es zusammen mit Aborigines eine Feierstunde zur Schliessung geben. Nächste Woche wird dann die Kette abmontiert, an der man sich bislang nach oben hangeln konnte.
Der Uluru ist trotz seiner bescheidenen Höhe gefährlich. Der Fels ist nicht nur steil, sondern auch extrem glatt. Mindestens 37 Menschen kamen dort ums Leben. Zuletzt starb im Juli vergangenen Jahres ein 73 Jahre alter Japaner.
Generell habe sich in der Aufarbeitung der australischen Geschichte nur wenig geändert: «Ureinwohner sind nach wie vor die am stärksten benachteiligte Gruppe unter den Australiern, sei es nun in der Ausbildung, bei den Arbeitsplätzen oder der Gesundheitsversorgung.» Aborigines würden durchschnittlich noch immer zehn Jahre früher als der Rest der Bevölkerung sterben.