Russlands Image ist miserabel. Die USA sind wieder da. Und die Nato dürfte derzeit die in ihren Mitgliedsländern mit Abstand populärste internationale Organisation sein. Das sind drei Kernerkenntnisse der breit angelegten Untersuchung der Denkfabrik German Marshall Fund, gemeinsam mit mehreren Stiftungen.
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Der Ukraine-Krieg beeinflusst die öffentliche Meinung stark. Bloss noch fünfzehn Prozent der jeweils mehr 1500 Befragten in vierzehn Nato-Ländern haben ein positives Russland-Bild, hingegen 73 Prozent ein negatives.
Die USA gelten klar als wichtigster weltpolitischer Akteur, weit vor der EU und vor China. Mitautorin Gesine Weber: «Vier von fünf Bürgerinnen und Bürgern betrachten die USA als wichtig für ihre nationale Sicherheit. Mit einem Ergebnis in dieser Klarheit habe ich nicht gerechnet.»
Neuerdings wird Washingtons Einfluss von einer klaren Mehrheit wieder geschätzt. Ebenso die Aussenpolitik von Präsident Joe Biden. Sie erhält in Europa sogar deutlich mehr Zustimmung als in den USA selber.
Die Nato ist so populär wie lange nicht mehr
Bereits 2021 stieg zudem der Rückhalt der Nato und nahm nun, 2022, noch einmal erheblich zu auf 78 Prozent, am deutlichsten in Osteuropa. (Das gilt, in etwas geringerem Mass auch für die EU.)
In jedem einzelnen Nato-Mitgliedsland schätzt die Bevölkerung die Bedeutung der Nato grossmehrheitlich als hoch oder gar sehr hoch ein. Angesichts des russischen Krieges gegen die Ukraine würden es gar 46 Prozent der Befragten begrüssen, Truppen zu entsenden, um Kiew zu unterstützen: Nur 40 Prozent lehnen das ab.
Die Sanktionen werden gar von 71 Prozent befürwortet. Gesine Weber: «Das Bewusstsein wächst, dass der Ukraine-Krieg nicht weit weg ist und dass die russische Aggression ganz direkte Auswirkungen hat für die liberale Weltordnung.»
Wachsende Zweifel an China
Interessant ist die Sichtweise auf die neue Supermacht China: Während die meisten westlichen Regierungen einen klaren Konfrontationskurs scheuen, wünschen sich – je nach Land – die Hälfte bis zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger eine härtere Haltung. Und zwar selbst dann, wenn das wirtschaftliche Nachteile nach sich zöge.
Beim Szenario eines chinesischen Überfalls auf Taiwan hiesse hingegen nur eine verschwindende Minderheit die Lieferung von Waffen oder Truppen gut.