Nach dem U-Boot-Deal zwischen Australien und den USA sowie Grossbritannien zieht Frankreich seine Botschafter ab. Zu den Hintergründen äussert sich Korrespondent Daniel Voll.
SRF News: Geht es beim Abzug der Botschafter allein um den verpassten U-Boot-Deal oder steckt da mehr dahinter?
Daniel Voll: Nein, es geht natürlich nicht nur ums Geschäft, auch wenn es der französischen Waffenindustrie durchaus wehtun wird. Die USA haben Frankreich vor allem einen strategischen Partner ausgespannt, in einer Region, wo Frankreich mit den Überseegebieten Neukaledonien und Tahiti strategische Interessen hat. Auch wurde Frankreich keine Mitarbeit angeboten und das hat dann letztlich diese starken französischen Reaktionen ausgelöst. Weit mehr als der diplomatische Fehltritt der Regierung von Australien und den USA, die Frankreich erst ganz kurz vor Bekanntgabe des Deals informiert haben.
Die Frage ist tatsächlich auch wie zeitgemäss die Nato und die enge Kooperation mit den USA noch ist.
Frankreich fühlt sich also übergangen. Ende 2019 sprach Präsident Emmanuel Macron in einem Interview vom «Hirntod der Nato». Das löste grossen Wirbel aus. Er stellte sowohl das westliche Militärbündnis als auch die Partnerschaft zu den USA unverblümt infrage. Ist das französische Verhalten jetzt auch vor diesem Hintergrund zu verstehen?
Die Frage ist tatsächlich auch wie zeitgemäss die Nato und die enge Kooperation mit den USA noch ist. Man weiss in Europa, man weiss vor allem in Frankreich, dass sich die USA immer stärker auf den Pazifik konzentrieren. Deshalb werden auch innerhalb der EU nun Kräfte Auftrieb erhalten, die sagen, Europa müsse selbstständiger werden. Frankreich ist einer diese lauten Stimmen, man solle sich von der Nato emanzipieren. Verstärkt sind auch die Zweifel an der Verlässlichkeit der USA als Partner – zum Beispiel nach dem überstürzten Abzug aus Afghanistan.
Mit welcher Begründung möchte man in Zukunft zum Beispiel Iran atombetriebene U-Boote verbieten?
Bis jetzt haben nur Atommächte atombetriebene U-Boote. Nun also auch Australien. Was hat das für Konsequenzen?
Es kommt eine weitere Schwierigkeit mit internationalen Konsequenzen dazu. Die USA werden Australien mit atombetriebenen U-Booten beliefern. Bis jetzt haben nur Atommächte solche U-Boote. Denn sie werden mit angereichertem Uran betrieben. Das auch zum Bau einer Atombombe benutzt werden könnte. Das ist im Atomwaffen-Sperrvertrag zwar verboten, aber genau atombetriebene U-Boote sind von der Kontrolle durch die Internationale Atombehörde (IAEA) ausgenommen.
Dies dürfte sehr bald zu reden geben, denn China hat das Thema bei der IAEA in Wien bereits angemeldet. Eine Frage ist dann, wie sich Frankreich in dieser Sache positioniert. Denn der Fall könnte durchaus aussenpolitische Implikationen haben. Mit welcher Begründung möchte man in Zukunft zum Beispiel Iran atombetriebene U-Boote verbieten?
Das Gespräch führte Roger Brändlin.