- US-Präsident Donald Trump hat sich bei seinem umstrittenen Besuch in Kenosha demonstrativ auf die Seite der Polizei gestellt.
- Kenosha ist nach Schüssen auf einen Afroamerikaner durch einen Polizisten von schweren Unruhen erschüttert worden.
- Der Gouverneur von Wisconsins, Tony Evers, und Stadtpräsident John Antaramian, hatten zuvor den Präsidenten aufgerufen, nicht nach Kenosha zu reisen.
Sie befürchteten eine Eskalation wegen des Besuchs des US-Präsidenten. Trotzdem besuchte Trump Plätze in der Stadt, die bei den schweren Ausschreitungen zerstört wurden. Dabei wurde er von Polizisten in Schutzausrüstung flankiert. Am Strassenrand standen sowohl Anhänger als auch Gegner des US-Präsidenten mit Protestschildern in der Hand.
Wir müssen die gefährliche Anti-Polizei-Rhetorik verurteilen.
Trump stellte sich dabei bewusst als «Law and Order»-Präsident dar. Um die politische Gewalt zu stoppen, müssten sie auch die radikale Ideologie konfrontieren, sagte er vor einer Gruppe ortsansässiger Unternehmer in einer Schulturnhalle. «Wir müssen die gefährliche Anti-Polizei-Rhetorik verurteilen. Das sind keine friedlichen Proteste, sondern das ist wirklich Inlandsterror.»
Mitten im Wahlkampf im Swing State
Trump, der sich mitten im Wahlkampf befindet und für sich als Verfechter von Recht und Ordnung wirbt, ignorierte bewusst die Appelle des Gouverneurs und Stadtpräsidenten, dem Staat fernzubleiben. Stattdessen drohte er erneut, selbst dann mehr Bundes-Einsatzbeamten in Städte zuschicken, wenn deren demokratische Bürgermeister dies nicht wollten.
Er sehe sich in der Pflicht, dabei zu helfen, «Kenosha wieder aufzubauen». Der Präsident versprach den Strafverfolgungsbehörden der Stadt eine Millionen Dollar an Bundesmitteln. Kleinen Unternehmen und Geschäften, die bei den Ausschreitungen zu Schaden kamen, sagte er vier Millionen Dollar Unterstützung zu. Dem gesamten Bundesstaat stellte er 42 Millionen Dollar für die öffentliche Sicherheit in Aussicht.
Trump verteidigt mutmasslichen Todesschützen
Kenosha ist der jüngste Brennpunkt der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. In Kenosha war der Auslöser sieben abgegebene Schüsse eines weissen Polizisten in den Rücken des schwarzen Familienvaters Jacob Blake am 23. August. Der 29-jährige Blake ist seitdem von der Hüfte abwärts gelähmt.
Bei darauffolgenden Zusammenstössen hatte mutmasslich ein 17-jähriger Weisser zwei Menschen, die gegen Rassismus protestierten, erschossen und einen dritten verletzt. Der Teenager war mit einem halbautomatischen Gewehr im Militärstil unter den Demonstranten unterwegs. Er ist wegen Mordes angeklagt. Trump verteidigte den Teenager vor seiner Abreise nach Kenosha. Der Jugendliche habe sich wohl «nur selbst verteidigen wollen».