- Auf dem Berg Meron im Norden Israels ist es beim jüdischen Volksfest Lag-Ba-Omer mit zehntausenden Menschen zu einer Massenpanik gekommen.
- Mindestens 45 Menschen kamen ums Leben, darunter auch Kinder. Rund 150 Personen wurden teilweise schwer verletzt.
- Auch Stunden nach der Massenpanik sind Rettungskräfte mit der Identifizierung der Todesopfer beschäftigt.
Das Unglück ereignete sich auf dem Berg Meron (1208 m.ü.M.), einem Wallfahrtsort rund 50 Kilometer nordöstlich der Hafenstadt Haifa. Zehntausende ultraorthodoxe Juden begehen dort den Feiertag Lag-Ba-Omer.
Nach ersten Erkenntnissen sind auf einer abschüssigen Rampe mit Metallboden und Wellblechwänden einige Menschen ins Rutschen gekommen. Die dicht gedrängten Feiernden fielen aufeinander, worauf die Situation ausser Kontrolle geriet. Zudem liessen sich offenbar Notausgänge nicht öffnen.
Ein Verletzter im Rambam-Spital in Haifa erzählte, etwa 500 Menschen seien in einem Bereich eingepfercht gewesen, in dem normalerweise Platz für etwa 50 Personen sei. «Unten in der ersten Reihe sind Menschen gefallen, und oben haben die Menschen dies nicht bemerkt und sich weiter nach vorne gedrängt.»
Augenzeugen warfen der Polizei vor, zu viele Menschen in den Bereich eingelassen zu haben, obwohl dieser bereits voll gewesen sei. Zudem sei nicht schnell genug auf der anderen Seite geöffnet worden.
«Unfassbare Katastrophe»
Rettungskräfte kamen trotz ihrer Berufserfahrung an die Grenzen des Ertragbaren. Ein Sprecher des Rettungsdienstes Magen David Adom sprach von einer «unfassbaren Katastrophe». Der Rettungseinsatz gestaltete sich so aufwändig, dass auch die Eliteeinheit 669 der israelischen Armee zu Hilfe gerufen wurde.
Bislang sind ist die Zahl von 45 Todesopfern bekannt, darunter auch Kinder. Dutzende Menschen haben teilweise schwerste Verletzungen erlitten. Immer noch sind Rettungskräfte mit der Identifizierung der Leichen beschäftigt.
Auseinandersetzungen mit der Polizei
Nach dem Unglück versuchte die Polizei, das Gelände zu räumen. Zehntausende Menschen versuchten verzweifelt, den Ort zu verlassen.
In dem grossen Durcheinander wurden Kinder von ihren Eltern getrennt. Viele konnten ihre Angehörigen nicht erreichen, weil das Handynetz völlig überlastetet war. «Die Handys der Toten hören nicht auf zu klingeln», erzählt ein Sanitäter dem Armee-Radio.
Laut Medienberichten haben sich jedoch hunderte Strenggläubige trotz allem geweigert, den Unglücksort zu verlassen.
Wie die «Times of Israel» berichtete, seien sie den Anweisungen der Polizei nicht gefolgt. «Sie blockieren uns ohne Grund», zitierte die Zeitung einen Anwesenden. «Ich will beten.» Auch im Fernsehen waren Bilder der Konfrontationen zu sehen.
Trauertag am Sonntag
Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigte bei einem Besuch an der Unglückstelle für Sonntag einen nationalen Trauertag an. Es handle sich um eine der grössten Katastrophen des Staates Israel. Israels Präsident Reuven Rivlin schrieb auf Twitter, er bete für die Genesung der Verletzten.
Die Behörden hatten die Teilnehmerzahl der Wallfahrt auf 10'000 Pilger beschränkt, nach Angaben der Organisatoren reisten aber mindestens 30'000 Gläubige auf den Berg Meron. Rund 5000 Polizisten sicherten das Fest.
Weil die Infektionszahlen inzwischen stark abgenommen haben, war die Stimmung dort umso ausgelassener. In sozialen Netzwerken sind unzählige Videos zu sehen mit riesigen Menschenmengen, die ausgelassen feiern und tanzen – bis tief in der Nacht die Massenpanik ausbrach.