Vor einem Monat forderte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, die Welt müsse sich jetzt auf einen einzigen Krieg konzentrieren: auf jenen gegen die Corona-Pandemie. Viele Regierungen, aber auch Rebellenbewegungen reagierten positiv auf den Appell. Doch inzwischen zeigt sich, dass zwischen Worten und Taten ein Graben klafft.
Kämpfe nahmen teils sogar zu
UNO-Generalsekretär Antonio Guterres spricht zumindest von einem Teilerfolg. Er zählt eine lange Liste von Ländern auf, in denen Konfliktparteien seinen Aufruf gefolgt seien, die Waffen vorläufig schweigen zu lassen: von Kamerun bis Kolumbien, von den Philippinen bis Südsudan.
Bloss sind es in den meisten Konfliktgebieten nicht sämtliche Widersacher, sondern nur einzelne, und damit gehen die Kämpfe weiter. In Libyen etwa haben die Kämpfe sogar noch zugenommen, und auch in Burma reihen sich dieser Tage Negativmeldungen aneinander.
In Syrien hingegen scheint sich die Lage momentan etwas beruhigt zu haben. Auch in Jemen sieht der UNO-Sonderbeauftragte Michael Griffiths Silberstreifen am Horizont: Die Chance auf Frieden sei dort grösser geworden.
Auch Grossmächte ignorieren die UNO
Insgesamt ist UNO-Chef Guterres aber nicht wirklich zufrieden. Gerade in besonders blutigen Konflikten sehe es schlecht aus. Manche würden gar noch intensiver geführt als zuvor.
Guterres sagt nicht, dass es nicht zuletzt Grossmächte sind, die sich seinem Aufruf verweigern, etwa die USA und Russland. Beide reklamieren für sich, an diversen Schauplätzen den Terrorismus zu bekämpfen. Dabei wollen sie sich keinesfalls die Hände binden lassen. Es gelang ihnen, hinter den Kulissen jegliche Versuche zu unterbinden, Guterres' Appell mit einer verbindlichen Resolution des UNO-Sicherheitsrates zu unterstützen.
Schon jetzt lässt sich also sagen: Der erhoffte weltweite Corona-Waffenstillstand kommt nicht zustande, obschon er dringend nötig wäre. Denn Kriege und Kämpfe verschärfen die ohnehin dramatischen Folgen der Pandemie zusätzlich.