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UNO-Konferenz zu Afghanistan Ohne die Taliban geht es nicht – geht es mit ihnen?

Für die UNO ist Afghanistan nicht nur ein Problem, vielmehr eine Tragödie. Die Bevölkerung braucht dringend humanitäre Hilfe. Doch das international geächtete Taliban-Regime legt den Helfern ständig Steine in den Weg. Das zeigt die Afghanistan-Konferenz in Katar.

Ohne die Taliban geht es nicht. Mit ihnen jedoch auch nicht wirklich. Das ist, zugespitzt, das Dilemma der Vereinten Nationen. Man vernimmt es aus jeder Bemerkung von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres. Er sieht zum einen die Notwendigkeit, wirksamer humanitäre und Entwicklungshilfe zu leisten.

Wir sind in zentralen Fragen blockiert.
Autor: Antonio Guterres UNO-Generalsekretär

Zum anderen ist da der absolute Kompromissunwille der Taliban. Sie sind auch drei Jahre nach ihrem Putsch keineswegs milder gestimmt. Sie denken nicht daran abzurücken von der Unterdrückung und der Ausgrenzung der Frauen aus dem öffentlichen Leben. «Deshalb sind wir in zentralen Fragen blockiert», bilanziert Guterres.

Frauenrechte – erst nach der Konferenz

Als «äusserst besorgniserregend» bezeichnet auch UNO-Vizegeneralsekretärin Rosemary diCarlo die Lage. Sie ist es, die nun im katarischen Doha mit den Taliban am Verhandlungstisch sitzt – eine Premiere seit der Machtübernahme der Taliban.

Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid
Legende: Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid machte vor seiner Abreise am Samstag in Kabul deutlich, vor allem wirtschaftliche Themen sowie die Aufhebung der Sanktionen gegen die Taliban besprechen zu wollen. Nicht zur Debatte stünden «interne Angelegenheiten» wie die Frauenrechte unter den Taliban. Keystone/EPA/SAMIULLAH POPAL

Nicht mit am Tisch sitzen in Doha jedoch Vertreter der afghanischen Zivilgesellschaft und vor allem keine afghanischen Frauen. Über deren triste Lage und über Menschenrechte wird gar nicht geredet. Die UNO hat damit die Vorbedingungen der Radikalislamisten akzeptiert.

UNO-Treffen zu Afghanistan: Taliban erstmals dabei

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Das umstrittene Treffen der UNO mit den Taliban zur Lage in Afghanistan ist am Montagabend zu Ende gegangen. «Die Gespräche waren ehrlich und, wie ich glaube, nützlich», sagte die Vorsitzende der Konferenz, Rosemary DiCarlo, in der katarischen Hauptstadt Doha. Und weiter: «Ich hoffe, die Gespräche haben uns näher an eine Lösung von Problemen gebracht, die einen fortlaufenden verheerenden Effekt auf die afghanische Bevölkerung haben.»

Im Februar hatten die Islamisten es noch abgelehnt, an einem ähnlichen UNO-Treffen in Doha teilzunehmen. Grund war die Anwesenheit von Vertretern der afghanischen Zivilgesellschaft.

Ein Treffen mit der Zivilbevölkerung, darunter auch Frauen, ist nun erst heute Dienstag nach den Verhandlungen in Katar geplant. Frauen in Afghanistan sind aus dem öffentlichen Leben praktisch vollständig verdrängt: Keinen Sport, kaum Bildung, keinen Besuch im Park und Zwangsheiraten.

Ein Ersatzdialog zwischen der UNO, Regierungsvertretern und afghanischen Frauen ist erst heute Dienstag vorgesehen – am Katzentisch und dann, wenn die Bärtigen bereits wieder weg sind.

Not wird grösser – Taliban unnachgiebig

Der Grund für das Einknicken der UNO ist die humanitäre Not im Land, in dem gut 20 Millionen Menschen dringend Hilfe benötigen. «Es braucht mehr internationales, mehr UNO-Engagement», sagte deren Chefsprecher Stéphane Dujarric vor der Doha-Konferenz.  

Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid
Legende: Taliban-Sprecher und Delegationsleiter Zabihullah Mujahid (mitte) im Gespräch mit dem Gesandten der russischen Regierung, Zamir Kaboluv (links), am Sonntag in Doha (Katar). Keystone/AP/Taliban Spokesman Office

Doch um wirksam zu helfen, kommt die UNO nicht darum herum, mit den Machthabern in Kabul zu kooperieren – und sie damit international aufzuwerten. Die Hoffnung bestand darin, dass die Taliban im Gegenzug Zugeständnisse bei den Menschen- und Frauenrechten machen würden.

Bloss: Das tun sie nicht, wie Volker Türk, der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, vorige Woche in seinem Jahresbericht kritisierte.

Scharfe Kritik am Kniefall der UNO

Hin- und hergerissen sind auch jene Afghanen, welche das Taliban-Regime ablehnen. Zu ihnen gehört Naseer Ahmad Faiq, der afghanische Botschafter bei der UNO. Er wurde noch von der demokratisch gewählten Vorgängerregierung der Taliban eingesetzt.

Auch er will, dass die UNO seinem Land aus seiner mehrschichtigen Krise hilft. Er ist indes bitter enttäuscht, «dass nun in der Doha-Konferenz ein politischer Reformprozess kein Thema ist und Frauen ausgeschlossen sind».

Noch schärfer äussern sich Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch oder Amnesty International. Sie sehen einen Kniefall der UNO, weil sie am Ende die Bedingungen der Taliban akzeptiert habe, um überhaupt mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Taliban am längeren Hebel?

Die sture Haltung der Taliban dürfte sich für diese letztlich auszahlen. So funktioniert Realpolitik. Der Weg der Steinzeit-Islamisten von der Rolle der weltweit Geächteten zur schrittweisen Anerkennung scheint vorgezeichnet.

Wer in einem Staat die Macht hat, sitzt am längeren Hebel. Mögen die UNO und ihre Mitgliedstaaten damit noch so krass zentrale Prinzipien wie Gleichberechtigung und Menschenrechte verraten.

Rendez-vous, 01.07.2024, 12:30 Uhr

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