Noch Ende vergangenen Jahres sah UNO-Generalsekretär António Guterres an manchen Krisenherden Fortschritte, zumindest moderate – in Libyen, in Jemen, in Syrien, aber auch in Sachen Klimawandel oder Armutsbekämpfung.
Doch Anfang 2020 könne davon keine Rede mehr sein. «Ich habe kürzlich über den Wind der Hoffnung geredet, aber heute fegt der Wind des Wahnsinns über die Welt», sagte Guterres.
Ich habe kürzlich über den Wind der Hoffnung geredet, aber heute fegt der Wind des Wahnsinns über die Welt.
Nichts illustriere das krasser als der von zahlreichen ausländischen Mächten befeuerte Bürgerkrieg in Libyen. Ein Skandal sei das, er sei zutiefst frustriert, so Guterres.
Frust über Libyen, Syrien, Jemen
Tatsächlich verpflichteten sich vor gut zwei Wochen alle relevanten Mächte auf einem Gipfeltreffen in Berlin zu einem Waffenstillstand in Libyen und zu einem Stopp aller Waffenlieferungen in das durch Gewalt erschütterte Land.
Doch nichts davon halten sie ein. Aus Guterres' Sicht ist es geradezu üblich geworden, dass UNO-Resolutionen missachtet werden, bevor die Tinte trocken ist.
Düster sieht er auch die Lage in Syrien, in Jemen und im Sahel. Ein Konflikt befeuere den nächsten, Instabilität breite sich aus, die Lage werde unberechenbar, unkontrollierbar und das Risiko von Fehlkalkulationen mit möglicherweise dramatischen Konsequenzen steige rasant an, sagt der UNO-Generalsekretär.
Kein Fortschritt beim Klimaschutz
Auch der Klimawandel, das aktuell grösste Problem der Welt, sei weder gestoppt, ja noch nicht mal gebremst, sondern beschleunige sich weiter. Bei der Armutsbekämpfung komme man nicht voran. Und der Terrorismus breite sich weiter aus. Es müsse gelingen, aus all diesen Negativspiralen auszubrechen. Doch der UNO-Chef selber verbreitet wenig Hoffnung, dass das gelingt. Er zeichnet vielmehr ein düsteres Bild.
Es gleicht einer Bankrotterklärung der Weltgemeinschaft. Und das ausgerechnet im Jahr 2020, da die UNO eigentlich mit Optimismus und Pomp ihren 75. Geburtstag feiern möchte.
SRF 4 News, 05.02.2020, 06:10 Uhr