- Die Lage in der von Ausschreitungen schwer erschütterten Republik Kasachstan bleibt unübersichtlich.
- Landesweit sollen mittlerweile über 4400 Menschen festgenommen worden sein, berichtete das Staatsfernsehen am Samstag unter Berufung auf das Innenministerium.
- Mindestens 40 Menschen sollen nach dem von Präsident Kassym-Schomart Tokajew am Freitag erteilten Schiessbefehl getötet worden sein – darunter auch Sicherheitskräfte.
Die Einsätze konzentrierten sich zuletzt auf die Millionenstadt Almaty, in der es seit Tagen Unruhen gibt. An mindestens zwei Plätzen der Wirtschaftsmetropole gab es dem Portal Vlast.kz zufolge Schiessereien. Es sei zudem zu Explosionen gekommen. Sicherheitskräfte patrouillierten in gepanzerten Fahrzeugen.
Weil die Behörden das Internet in Almaty abgeschaltet haben und die Mobilfunkverbindung ständig zusammenbricht, ist es kaum möglich, gesicherte Informationen von dort zu bekommen. Ausländer werden derzeit nicht in die Ex-Sowjetrepublik gelassen.
Fotos zeigen, wie bewaffnete Sicherheitskräfte Demonstranten abführten. Auf Videos in sozialen Netzwerken, die angeblich aus Almaty stammen sollen, sind Schussgeräusche zu hören.
Unmut auch gegenüber Ex-Machthaber Nasarbajew
Der 68-Jährige Präsident Kassym-Schomart Tokajew ordnete für Montag eine landesweite Staatstrauer an, um der Opfer zu gedenken. Gleichzeitig baute er die Staatsführung weiter um.
Laut Staatsmedien entliess er den stellvertretenden Sekretär des einflussreichen Sicherheitsrates, Asamat Abdymomunow, der vor einigen Jahren von seinem Vorgänger Nursultan Nasarbajew ernannt worden war. Zuvor hatte Tokajew schon Nasarbajew selbst den Vorsitz in dem Gremium entzogen – und ihn selbst übernommen.
Der Unmut der Demonstranten richtete sich auch gegen den autoritären Ex-Langzeit-Machthaber Nursultan Nasarbajew. Es hatte es Gerüchte gegeben, der 81-Jährige habe Kasachstan verlassen. Sprecher Ajdos Ukibaj schrieb allerdings auf Twitter: «Der Führer der Nation hält sich in Kasachstans Hauptstadt Nur-Sultan auf.» Ex-Präsident Nasarbajew stehe in direktem Kontakt zu Tokajew. Der 2019 zurückgetretene Ex-Präsident gilt als der eigentlich starke Mann in der autoritär geführten Ex-Sowjetrepublik.
Präsident Tokajew hatte überraschend ein von Russland dominiertes Militärbündnis um Unterstützung gebeten. Die Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit entsandte nach eigenen Angaben insgesamt 2500 Soldaten der Bündnispartner nach Kasachstan, darunter russische Fallschirmjäger.