- Erneut sind acht Menschen bei Unruhen in Nicaragua ums Leben gekommen.
- Wenige Stunden zuvor hatten sich die Regierung und Bürgerrechtler auf ein Ende der Gewalt verständigt.
Bei einem Brand in der Hauptstadt Managua sind nach Angaben des Präsidenten der Landarbeitergewerkschaft, Michael Healy, sechs Menschen gestorben. Healy machte die Regierung dafür verantwortlich. Ein Onkel eines der Opfer sagte, die Polizei habe das Haus eingekreist und angezündet, nachdem sein Neffe sich geweigert hatte, Scharfschützen aufs Dach zu lassen.
Zwei weitere Menschen kamen bei einer Schiesserei ums Leben. Örtliche Medien berichteten, die Polizei habe auf Demonstranten geschossen, die Strassenblockaden bewacht hätten.
170 Tote, Hunderte Verletzte
Präsident Daniel Ortega hatte im April mit seiner überraschenden Ankündigung, Rentenleistungen zu kürzen, die Proteste ausgelöst. Zwar rückte er rasch von seinen Plänen ab, doch das gewaltsame Vorgehen gegen Demonstranten führte zu einer landesweiten Protestwelle.
Nach Angaben des nicaraguanischen Menschenrechtszentrums wurden bei Ausschreitungen zwischen Pro-Regierungskräften und Demonstranten innerhalb von acht Wochen 170 Menschen getötet und Hunderte verletzt.
Todesfälle sollen untersucht werden
Die am Freitag unter Vermittlung der katholischen Kirche erzielte Vereinbarung sieht vor, eine internationale Task Force ins Land zu lassen, um die Todesfälle während der Proteste zu untersuchen. Provisorische Strassensperren, die zu massiven Verkehrs- und Handelseinschränkungen geführt haben, sollen schrittweise abgebaut werden.
Die Gespräche wurden am Samstag fortgesetzt, weitere sollen am Montag folgen. Dabei soll es auf Vorschlag der Kirche um die Ansetzung einer Neuwahl und die Umsetzung politischer Reformen gehen. Ortegas derzeit dritte Amtszeit in Folge endet regulär 2021.