Was wird in Genf zu Afghanistan besprochen? In Genf findet am Montag und Dienstag eine Geberkonferenz zum Friedensprozess in Afghanistan statt. Es nehmen Vertreter von rund 70 Ländern und NGOs teil. Es wird erwartet, dass sie Milliarden von Dollar für Sicherheitsmassnahmen und Entwicklungsprojekte sprechen. «Diese Konferenz soll ein politisches Signal senden, dass die internationale Gemeinschaft hinter Afghanistan und dem Friedensprozess steht», sagt Ellinor Zeino. Sie leitet das Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kabul.
Der Friedensprozess zwischen den Taliban und der Regierung stockt. Trotz der Aufnahme innerafghanischer Friedensgespräche in Katar zwischen den Taliban und der Regierung geht der Konflikt im Land weiter. An den brutalen Gewalttaten ist auch der sogenannte Islamische Staat beteiligt.
Was muss geregelt werden? «Ohne ein Ende der Gewalt kann man das Land nicht weiterentwickeln», so Zeino. Ausserdem müsse die Infrastruktur für Strom, Wasser und Internet im Land ausgebaut werden, und die Bildungs- und Gesundheitsversorgung sowie die Korruptionsbekämpfung sollte an die Hand genommen werden.
Erst am vergangenen Samstag hat ein Anschlag, den der IS für sich reklamierte, zehn Menschen in Kabul das Leben gekostet, 51 weitere wurden verletzt. Der Anschlag betraf die schwer gesicherte sogenannte Grüne Zone in der Hauptstadt.
Wieso nehmen die Taliban nicht an dieser Konferenz teil? Bei der Geberkonferenz gehe es darum, die Versprechen und Garantien gegenüber der afghanischen Regierung einzuhalten, so Zeino. «Solange die Taliban die afghanische Regierung nicht anerkennen, und auch nicht Teil einer Regierung sind, gehören sie nicht an diese Konferenz.»
Wieso wird der Truppenabzug der USA in den Traktanden der Konferenz nicht aufgeführt? Hinter verschlossenen Türen werde dieser Abzug bestimmt besprochen, sagt die Expertin. Was aus den Nato-Bündnispartnern wird, sei noch nicht klar: «Aber der Abzug der US-Truppen wird die Nato-Mission infrage stellen.» Man müsse klar sehen, dass die Sicherheitslage von den Amerikanern abhänge.
Der amtierende US-Präsident Donald Trump hatte kürzlich angekündigt, den Truppenabzug zu beschleunigen. Mitte Januar sollen nur noch 2500 US-Soldaten im Land sein.
Wann kommen bessere Zeiten für Afghanistan? Frieden – oder zumindest ein Ende der Gewalt – sei die absolute Voraussetzung dafür, dass die gesprochenen Gelder auch nachhaltig eingesetzt werden können, so Zeino.