1. Grund für die Afghanistan-Intervention: Die USA sind im Oktober 2001, nach den Terroranschlägen von 9/11, in Afghanistan einmarschiert. In Kabul waren damals die radikal-islamischen Taliban an der Macht. Sie weigerten sich, den Al-Kaida-Führer Osama Bin Laden, der für die Anschläge verantwortlich gemacht wurde, auszuliefern. Der damalige US-Präsident George W. Bush verkündete daraufhin den «Krieg gegen den Terror». In der Folge wurden die Taliban gestürzt – aber nie besiegt.
2. So viele US-Soldaten sind aktuell in Afghanistan stationiert: Derzeit sind nur noch rund 2500 amerikanische Soldaten am Hindukusch präsent. Früher waren es deutlich mehr. 2010, auf dem Höhepunkt der Militär-Intervention, waren über 100'000 US-Soldaten vor Ort.
3. Ausländische Truppen in Afghanistan: Aktuell befinden sich rund 10'000 Soldaten aus Nato-Ländern und Partnerstaaten im Land, diese stammen etwa aus Grossbritannien, Deutschland und Italien. Sie beraten die Regierung und bilden afghanische Sicherheitskräfte aus. Die afghanische Armee ist seit 2015 für die Sicherheit verantwortlich, davor waren die Nato-Truppen in diesem Bereich aktiv.
4. Das bedeutet der Truppenabzug für Afghanistan: Es entsteht ein Machtvakuum im Land. Experten warnen, dass Afghanistan wieder in einen Bürgerkrieg abgleiten und die Taliban mit Gewalt die Macht übernehmen könnten. Das wäre ein harter Schlag für die noch junge Demokratie. Bereits heute kontrollieren die Taliban knapp ein Fünftel des Landes, rund die Hälfte der Regionen sind umkämpft. Immer wieder kommt es zu blutigen Anschlägen.
5. Zivilbevölkerung: Korruption ist in Afghanistan weit verbreitet, über die Hälfte der Bevölkerung gilt als arm, zwei von fünf Kindern sind mangel- oder unterernährt. Laut der UNO sind zwischen 2009 und 2019 über 100'000 Menschen verletzt oder getötet worden. 2.7 Millionen Menschen sind aus dem Land geflüchtet, fast gleich viele gelten als Binnenflüchtlinge.
6. Auswirkungen auf Frauenrechte: Wenn die Taliban an Einfluss gewinnen, könnten Frauenrechte eingeschränkt werden. «Zwar ist das Verhalten der Taliban in den letzten Jahren moderater geworden, einige Taliban erlauben es Mädchen sogar, die Schule zu besuchen», schreibt Heather Barr von «Human Rights Watch». Gleichzeitig würden die Taliban aber weiterhin Anschläge auf Mädchenschulen verüben.
7. Auswirkungen auf den Friedensprozess: Seit letztem Jahr finden zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung Verhandlungen statt. Die Taliban hatten den Abzug der US-Truppen zur Bedingung für Friedensgespräche gemacht. Experten zweifeln aber daran, dass es nun Frieden gibt: «Der Truppenabzug bedeutet nicht das Ende des Krieges, es ist nur das Ende der amerikanischen Beteiligung», schreibt Eliot A. Cohen von der Johns Hopkins Universität.
Der Truppenabzug bedeutet nicht das Ende des Krieges, es ist nur das Ende der amerikanischen Beteiligung.
8. Auswirkungen auf US-Partner: Auch die Nato-Truppen haben – kurz nach den USA – ihren Rückzug angekündigt. Sie waren in Afghanistan immer auf die Unterstützung des US-Militärs angewiesen, etwa im Bereich Sicherheit.
Deutschland und die anderen Nato-Staaten haben Afghanistan nach dem Entscheid für ein Ende des Militäreinsatzes weitere Unterstützung zugesichert. «Der Abzug unserer Truppen bedeutet nicht, unsere Beziehungen zu Afghanistan zu beenden», heisst es in einer Erklärung der Aussen- und Verteidigungsminister der Mitgliedstaaten.
9. Grund für den Truppenabzug: US-Präsident Joe Biden hat versprochen, den «ewigen Krieg in Afghanistan» zu beenden. Bereits Bidens Vorgänger, Donald Trump, hatte versprochen, alle Truppen bis Anfang Mai aus Afghanistan abzuziehen. In Afghanistan sind über 2000 US-Soldaten gestorben.