Aggressiv, provokant, nicht präsidial – oder doch optimistisch? Donald Trumps Inauguration löste bei den Gästen des «Club» verschiedene Gefühle aus. Klar ist: Der Ton ist gesetzt. Doch wie geht man mit den wilden Behauptungen und grossen Plänen des neuen US-Präsidenten um? Muss man seine Worte ernst nehmen und das Schlimmste befürchten? Oder ist alles nur heisse Luft?
Christoph Schenk bezweifelt die Ernsthaftigkeit von Trumps Worten. Trump habe beispielsweise mit höheren Importzöllen gedroht, laut Schenk werde er diese aber nicht wie angekündigt umsetzen. Würde er es tun, würde sich anschliessend kein Amerikaner und keine Amerikanerin mehr ein amerikanisches Auto leisten können. «Und wenn ich das weiss, weiss das Donald Trump auch.»
Auch Peter Hossli mahnt, Trump nicht zu ernst zu nehmen: «Donald Trump sagt seit zehn Jahren bombastische Sachen. Und die Medien reagieren hysterisch.» Der Leiter der Ringier-Journalistenschule betont, wie wichtig es sei, zwischen Worten und Taten von Trump zu unterscheiden.
Meist sei das, was er umsetze, viel kleiner, realer und normaler als das, was er sage. So funktioniere Trump: «Er schüchtert die Leute ein. Und dann willigen sie auch ein.» Medienschaffende müssten daher unbedingt ein entspannteres Verhältnis zu Donald Trump finden.
Trump 1.0 vs. Trump 2.0
Anderer Meinung ist Christof Münger: «Ich würde ihn schon ernst nehmen. Er ist kein Pausenclown mit orangen Haaren!» Der Auslandchef des «Tagesanzeigers» warnt davor, Trump 2.0 mit Trump 1.0 zu verwechseln. Seine erste Wahl gewann er, ohne die Menschen, die Politik oder das System zu kennen, er habe viel improvisiert. Nun sei es anders: Trump habe eine klare Strategie und die richtigen Leute dafür.
«Ernst nehmen, aber nicht wörtlich», das ist die Devise von Claudia Brühwiler. Die Welt laufe momentan Gefahr, nur die Nebelpetarden Trumps zu sehen, statt sich zu fragen, was das übergeordnete Ziel des Präsidenten sei. Trumps erste Amtszeit habe bereits gezeigt, dass man ihn zwar nicht unterschätzen, aber auch nicht beim Wort nehmen dürfe. Die Professorin für politische Theorie und American Studies ist sich sicher, die zweite Amtszeit werde genauso verlaufen.
Trumps Spektakel aufzugreifen, sei für die Medien eben lukrativ, meint Soziologin Carolin Amlinger. Doch in diese Falle dürfe man nicht nochmals tappen. «Stattdessen muss man seine Rhetorik ernst nehmen. Fragen, was für reale Konsequenzen sie hat», sagt Amlinger. Entscheidend sei, zu erkennen, welche politischen Mehrheiten und Wendungen Trumps Rhetorik erreiche. Die Welt erlebe einen Rechtsrutsch und Trumps Wahl sei ein starkes Signal an die globale Rechte.
Bleibt die Frage, wie man auf das rege Treiben in Amerika reagieren soll. Christoph Schenk beschwichtigt: Ruhig und überlegt werde er bleiben und Trumps Handlungen «Tag für Tag nehmen».