«Der Grund, warum ich kandidiere, ist: Ich will nicht, dass meine Kinder so leben müssen», sagt Nikki Haley mit eindringlicher Stimme. «Wir müssen die Vernunft nach Amerika zurückbringen. Meine Kinder sind 22 und 25 und sehen all die Schulden, die sie zurückzahlen müssen.»
Ankeny ist ein kleiner Vorort in Iowa. Hier wirbt Haley um Stimmen. Es ist keine grosse Halle, die sie füllt. Iowa ist ganz im Griff von Schnee und Minustemperaturen. Doch das Publikum klatscht immer wieder während der Rede der Präsidentschaftsbewerberin. Haley verspricht eine sichere Grenze und weniger Einwanderung, Unterstützung für die Ukraine und Israel, mehr Budgetdisziplin und weniger Ausgaben.
Ihre Anhängerinnen und Anhänger sehen in Haley eine nahbare Politikerin, die konservative Anliegen vertritt und die Spaltung im Land überwinden kann. Unter ihnen sind auch Leute, die Trump gewählt haben, doch nun Haley unterstützen. Wie Bill Funk, der zusammen mit seiner Frau Connie Haleys Wahlkampagne unterstützt.
«Meine Frau war immer eine Demokratin oder Unabhängige, ich immer ein Konservativer», erzählt Bill Funk. «Bei Nikki Haley wussten wir bald, dass etwas Magisches geschah. Sie brachte uns politisch zusammen und wenn sie das schafft, kann sie auch das Land einen.» Sie wäre eine Präsidentin, auf die das Land stolz sein könne, sagt er. Widerwillig habe er bei der letzten Wahl Trump gewählt. Doch nun will er ihm auf keinen Fall mehr seine Stimme geben.
Auch Jay McCracken ist hier, um Nikki Haley persönlich zu sehen. Er ist Christ und ihm bedeutet es viel, dass sie aus der Bibel zitiert. Er ist vor wenigen Wochen von Trump auf Haley umgeschwenkt. «Ich bin es leid geworden, wie Trump spricht, er ist unverschämt», sagt er.
Nicht einmal die Temperatur von minus 20 Grad kann McCracken abhalten. Er will die Nachbarn überzeugen, trotz Eiseskälte bei den sogenannten Caucuses wählen zu gehen – für Nikki Haley. So klopft er an eine Tür nach der anderen.
«Ich wollte dich einladen, zum Caucus zu gehen. Und ich möchte auch ein gutes Wort für Nikki Haley einlegen», erklärt er Scott McAdam. Doch dieser hat derzeit noch einen anderen Favoriten. «Trump wahrscheinlich. Ich glaube, er ist der Einzige in der Welt, der alles etwas abkühlen kann», sagt McAdam.
Doch McCracken gibt nicht auf, andere Nachbarn mit seinen Argumenten zu überzeugen. «Nikki Haley hat die besten Chancen, gegen Joe Biden zu gewinnen. Trump hat schon einmal gegen Biden verloren. Ich fürchte, dass er wieder verlieren wird.» Tatsächlich würde Haley gemäss Umfragen deutlich gegen Biden gewinnen, wenn sie Kandidatin der Republikaner würde.
Debatte ohne klaren Sieger
An der letzten Live-Debatte in Iowa vor den Vorwahlen zwischen Nikki Haley und Ron DeSantis stehen drei Studierende der Drake-Universität mit Nikki-Transparenten vor dem Gebäude. «Sowohl Biden wie Trump sind zu alt, sie sollten uns nicht vertreten», sagt Noah Foley Beiing. Seine Kollegin Lisa Spaulding fügt hinzu: «Wir Junge machen uns wirklich Sorgen um die Wirtschaft und Nikki hat die besten Pläne.» Andere schätzen ihre Kompetenz in Innen- und Aussenpolitik oder sehen sie als einzige Möglichkeit, Trump zu verhindern.
Die Debatte zwischen Trumps Rivalen geht ohne klaren Sieger aus. Danach verschwindet Nikki Haley in der Limousine. Es wird schwierig für sie in Iowa, aber immerhin ist sie in Umfragen im nächsten Bundesstaat New Hampshire fast gleichauf mit Trump. Sie hofft, dass sie mit guten Resultaten in den ersten Vorwahlen eine Dynamik entfachen kann, die sie weiterträgt und sie vielleicht die grosse Überraschung schaffen kann.