Kamala Harris hat sich die notwendige Mehrheit der Delegiertenstimmen für die Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei gesichert. Bei einer Onlineabstimmung hat sie offiziell die Schwelle der nötigen Stimmen für die Nominierung erreicht, wie die Partei bekannt gab. Damit tritt Harris bei der Wahl im November gegen den ehemaligen Präsidenten Donald Trump an.
Die Demokraten hatten ihre Kandidatenkür wegen Fristen für den Druck von Wahlzetteln in bestimmten Bundesstaaten vorgezogen und vor den Beginn ihres grossen Parteitages Mitte August in Chicago gelegt. Die Abstimmung hatte am Donnerstag begonnen; auf einer Onlineplattform konnten die Parteitagsdelegierten aller Bundesstaaten ihre Stimmen abgeben. Noch bis Montagabend läuft die Abstimmung, aber Harris hat sich bereits jetzt die nötige Stimmenmehrheit der rund 4000 Delegierten gesichert. Sie war die einzige Anwärterin – ihre Nominierung galt daher als Formalie.
Harris erklärte, sie fühle sich geehrt. «Es wird nicht einfach sein, aber wir werden es schaffen», betonte sie mit Blick auf den anstehenden Wahlkampf und die Wahl am 5. November. «Ich weiss, dass wir diesem Kampf gewachsen sind.»
Es wird nicht einfach sein, aber wir werden es schaffen.
Der Parteitag der Demokraten in Chicago steht vom 19. bis 22. August an. Die Kandidatenkür für die Präsidentschaftswahl hätte eigentlich dort stattfinden sollen. So wie die Republikanische Partei Donald Trump am Parteitag im Juli in Milwaukee offiziell als Präsidentschaftskandidaten nominiert hatte.
Harris war in einer dramatischen Wende zur ersten Wahl der Demokraten geworden, nachdem sich Präsident Joe Biden aus dem Wahlkampf zurückgezogen hatte. Biden schlug sofort seine Stellvertreterin als Ersatzkandidatin vor, und die Partei versammelte sich im Eiltempo hinter ihr.
Drei Monate Wahlkampf
Die Demokratin geht nun mit Rückenwind in den weiteren Wahlkampf. Sie hat bereits Spenden in zigfacher Millionenhöhe gesammelt und schlägt sich in ersten Umfragen besser als Biden zuletzt.
Die 59-Jährige könnte bei jüngeren Menschen punkten, die sich zuletzt wenig begeistert vom 81 Jahre alten Amtsinhaber Biden zeigten. Und auch Frauen sowie People of Color könnten sich von der Tochter eines Jamaikaners und einer Inderin eher angesprochen fühlen als von Biden oder Trump.
Trump und die Republikaner haben indes damit begonnen, Harris wegen ihres Geschlechts und ihrer Hautfarbe als «Quotenkandidatin» darzustellen und sie verbal anzugreifen. Harris betont im Gegenzug ihren Unterschied zu den Konservativen. So stellt sie etwa ihre Unterstützung für das liberale Abtreibungsrecht in den Vordergrund.
Inhaltlich muss sich Harris vor allem gegen Vorwürfe zur Migrationspolitik stellen. Zwar gingen die Zahlen illegaler Grenzübertritte in die USA zuletzt zurück. Dieses Thema ist zentral im Wahlkampf und dient insbesondere in den sogenannten Swing States als Basis für Angriffe in der Wahlwerbung mit Plakaten und Fernsehspots. Wegen des Wahlsystems in den USA hängt das Wahlergebnis letztlich von verhältnismässig wenigen Elektorenstimmen aus den Bundesstaaten ab.