«If you want a friend in Washington, get a dog», sagte schon US-Präsident Harry Truman, der nach dem Zweiten Weltkrieg im Amt war.
Bei den Wahlen vor vier Jahren gingen dann Bilder von den First Dogs Champ und Major um die Welt, die sogenannten #DOTUS (Dogs of United States). Die beiden Schäferhunde von Joe und Jill Biden zogen mit den #POTUS (President of the United States) und #FLOTUS (First Lady of the United States) ins Weisse Haus ein.
Allerdings waren die zwei Vierbeiner nicht die ersten Hunde im US-Regierungssitz. Zufall oder Belebung mit System?
Viele US-Präsidenten besassen einen Hund. Aus Tierliebe? Unter den ehemaligen US-Präsidenten gab es tatsächlich grosse Tierfreunde. Viele hielten bereits vor ihrer Kandidatur Haustiere, sagt die Politologin Claudia Franziska Brühwiler. Und trotzdem: «Die Inszenierung der First Dogs ist wichtig.» Der Hund sei seit Langem das mit Abstand populärste Haustier in den USA. Durch Hunde könne eine gewisse Nähe zu Wählerinnen und Wählern hergestellt werden, führt Brühwiler aus. «Die Kandidierenden machen sich dadurch nahbarer und menschlicher. Dass sich ehemalige Präsidenten wie Barack Obama erst mit dem Einzug ins Weisse Haus einen Hund zugetan haben, ist eher die Ausnahme.»
Welche Hunderassen waren bisher im Weissen Haus vertreten? Laut Brühwiler gab es bisher sehr viele unterschiedliche Hunderassen als First Dogs. «Frühere Präsidenten wie George Washington hielten oftmals Jagdhunde. Lyndon B. Johnson hatte zwei Beagles, Herbert Hoover und seiner Frau gehörte ein riesiger irischer Wolfshund, Joe und Jill Biden halten aktuell Schäferhunde. Im Weissen Haus waren alle Grössen und Rassen querbeet vertreten.»
Gibt es gewisse Hunderassen, die sich strategisch besonders gut eignen? Aus Studien ist bekannt, dass etwa Labradore oder Golden Retriever die typischen Familienhunde sind. Natürlich gab es diese auch im Weissen Haus, wie während der Präsidentschaft von Gerald Ford oder Bill Clinton. «Sie zeigen die intakte amerikanische Familie, die perfekte Familie mit einem sympathischen Hund. Er rundet das Bild ab und macht die Familie auch zu den idealen Nachbarn oder zu den Menschen, die man gerne sein möchte», hält der Politologe Mark Balsiger fest. Diese Bilder würden im grossen Stil im professionalisierten Wahlkampf gezeigt.
Die «First Dogs» sind also eigentliche Wahlhelfer? Hunde von Präsidentschaftskandidierenden seien immer wieder Teil ausgeklügelter Wahlkämpfe, sagt Politologin Brühwiler. «Wichtig ist die Identifikation zwischen der Wählerschaft und den Kandidierenden.»
Ob mit oder ohne Hund – einen grossen Unterschied mache das aber nicht. «Hundebesitzerinnen und -besitzer in Amerika sind gemäss Studien eher weiss und leben in ländlichen Gebieten. Das sind jene, die auch Trump zum Präsidenten wählten, der als einziger Präsident der letzten Jahrzehnte keine Haustiere besass», sagt Brühwiler.
Wie sieht es mit anderen Tieren – Katzen, Fischen oder Vögeln – aus? Eine Katze besässen weniger als ein Drittel der amerikanischen Haushalte, und Hunde gehörten zur Populärkultur in Amerika, weiss Brühwiler. «Zudem lassen sich Katzen weniger gut inszenieren, da sie eigensinniger sind. Hunde sind als lange Begleiter im Gegensatz zu Katzen viel näher am Menschen. Entsprechend sind Hunde auch prominenter im Weissen Haus vertreten.»