Es ist heiss und schwül in Atlanta. Atlanta ist der Ort, wo Joe Biden seinen total missglückten Auftritt im TV-Duell gegen Donald Trump hatte. Atlanta ist aber auch Austragungsort der Copa América, des Fussballturniers der besten Nationen aus Süd-, Mittel und Nordamerika und der Karibik.
In der Gruppenphase treffen die USA und Panama aufeinander. Schon Stunden vor dem Anpfiff tummeln sich Fussballfans vor dem Stadion. Immer, wenn Panama spielt, ist auch Kadir Dasent da und verkauft Fan-Artikel der panamaischen Nationalmannschaft. Er reist mit seiner Familie der Mannschaft überallhin nach, sei es für die Copa América, Freundschaftsspiele oder Weltmeisterschaften.
Stimmen von der Strasse
Kadir Dasent stammt aus Panama und lebt seit 26 Jahren in News York. In den 1990er-Jahren spielte er in Panama Fussball, auch für die Nationalmannschaft. Doch reich wurde er damit nicht und er wollte in die USA.
Auf die Frage, wie er ehemals eingereist ist, weicht der 51-Jährige aus. Er sei sehr dankbar, dass er in den USA eine Familie gründen und ein neues Leben habe aufbauen können. Doch nun mache er sich Sorgen ums Land. Als grösstes Problem nennt er die illegale Einwanderung. Biden habe die Kontrolle über die Grenze verloren.
«Ich bin zwar nicht sicher, ob Trump es wirklich besser machen würde, doch es muss sich was ändern.
Allein letztes Jahr kamen über zwei Millionen Menschen über die Südgrenze in die USA. Die Auswirkungen sind in Städten wie New York, wo Kadir Dasent lebt, besonders zu spüren: «Ich bin zwar nicht sicher, ob es Trump wirklich besser machen würde, doch es muss sich was ändern», stellt der gebürtige Panamaer und heutige US-Bürger fest.
Unter Trump ist es unserer Familie finanziell besser gegangen.
Adàn, der gerade für seinen Sohn ein Panama-Trikot kaufen will, hört die Diskussion mit und pflichtet Kadir bei. Auch er sei jetzt US-Bürger und überzeugt, dass sich Trump für das Land einsetze – im Gegensatz zu den Demokraten. Und er fügt hinzu: «Unter Trump ist es unserer Familie finanziell besser gegangen.»
Die wirtschaftliche Situation mit der Inflation und die Migrationspolitik sorgen dafür, dass Kadir und Adàn nicht die einzigen Wähler mit lateinamerikanischen Wurzeln sind, die inzwischen so denken. Stimmten in der Vergangenheit Latinas und Latinos noch mehrheitlich demokratisch, gewinnt Trump heute an Beliebtheit.
Werben um Latinas und Latinos mit Sport
Nicht erstaunlich, dass Joe Biden diese Wählergruppe mit gezielten Werbespots zu erreichen versucht. Denn diese Hispanics könnten bei einem knappen Wahlausgang entscheidend sein. Als Plattform bieten sich dafür die Fernsehübertragungen der Partien der Copa América an.
So wird im Spot auf Spanisch betont, dass Biden 15.6 Millionen neue Jobs geschaffen und Millionen in Unternehmen von Hispanics investiert habe. So könne man Fussball mit Familien und Freunden geniessen. Das Wahlkampfteam von Biden hat für diese Werbespots einen siebenstelligen Betrag ausgegeben.
Die Begeisterung für den Fussball eint die Wahlberechtigten aus den verschiedenen lateinamerikanischen Ländern. Donald Trump wird im Werbespot die rote Karte gezeigt, weil er für Latinas und Latinos nichts unternehme. Sie sollten sich deshalb dem Team Biden anschliessen. Trotz Torjubels sei dahingestellt, ob Biden damit punkten kann.