Eines will Adam Kinzinger gleich klarstellen: Er sehe sich nach wie vor als Republikaner und lasse sich nicht aus der Partei drängen. «Ich habe von dem Tag an, an dem ich gewählt worden bin, bis heute die gleichen Werte vertreten, abgesehen davon, dass ich etwas reifer geworden bin. Man sagte mir nach, ich sei ein Shootingstar in der Republikanischen Partei. Nicht ich habe mich verändert, sondern die Partei.»
Adam Kinzinger wurde 2011 im Alter von 32 Jahren ins Repräsentantenhaus gewählt, er war hautnah dabei, als Trump-Anhänger und -Anhängerinnen das Kapitol stürmten. Dieses Ereignis prägt ihn bis heute: die Tatsache, dass so etwas überhaupt passieren konnte in seinem Land.
Kinzinger war Mitglied der parlamentarischen Kommission, die untersuchte, was genau an jenem 6. Januar 2021 geschah und wie es dazu kommen konnte. Als einer von nur zehn republikanischen Abgeordneten im Repräsentantenhaus stimmte er für die Amtsenthebung von Donald Trump. Diese Haltung gegen Trump kostete Kinzinger bei den Zwischenwahlen 2022 seinen Sitz.
Er engagiert sich aber weiter und nutzt seine Bekanntheit, um vor einer zweiten Amtszeit des früheren Präsidenten zu warnen. Trump sei eine Gefahr für die internationale Sicherheit, weil er damit drohe, aus dem westlichen Militärbündnis Nato auszutreten.
Demokratie in Gefahr
Er hätte nie gedacht, dass er so weit gehen würde, zur Wahl eines Demokraten aufzurufen, sagt Kinzinger. Es sei schon etwas komisch, weil er immer einen republikanischen Aufkleber auf seinem Auto gehabt habe. Natürlich stimme er nicht in allen Punkten mit der demokratischen Partei überein, aber sie verteidige die Grundwerte der Demokratie. Dieser Kampf für die Demokratie sei leichter zu verlieren, als man denke, sagt Kinzinger, deshalb könne er jetzt nicht schweigen.
Es gibt diese Republikanerinnen und Republikaner, die sich mit Donald Trump nicht wohlfühlen und diese möchte ich ermutigen, über ihren Schatten zu springen.
Er gehe davon aus, dass sich etwa 90 Prozent der Wählerinnen und Wähler bereits entschieden hätten, aber er wolle diejenigen ansprechen, die in einem knappen Rennen den Unterschied ausmachen könnten: «Es gibt diese Republikanerinnen und Republikaner, die sich mit Donald Trump nicht wohlfühlen und diese möchte ich ermutigen, über ihren Schatten zu springen. Ich will ihnen sagen, dass es okay ist, demokratisch zu wählen. Bei einem knappen Ausgang ist jede Stimme wichtig und es darf keine Option sein, gar nicht wählen zu gehen.»
Adam Kinzinger beobachtet besorgt, wie sich die republikanische Partei verändert hat. Sie sei zu einer Ein-Mann-Partei von Donald Trump geworden und nicht mehr die Partei, mit der er aufgewachsen sei. Auch wenn Kinzinger noch so engagiert auftritt, kritische Stimmen wie seine werden an der republikanischen Parteiversammlung kommende Woche kaum zu hören sein. Es wird eine Show von Donald Trump und seinen Getreuen werden.