Die über 1000 Anwesenden bei der Wahlkampfveranstaltung in Virginia sind begeistert nach der rund einstündigen Rede von Nikki Haley.
Wir sind in der Zwickmühle und beide Optionen, Trump oder Biden, sind keine gute Wahl.
Den meisten war jedoch klar, dass Haley das Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur nicht gewinnen kann und es eine Frage der Zeit ist, bis sie aufgibt. Auch, weil bereits wichtige Geldgeber angekündigt haben, ihre Kampagne nicht mehr weiter finanziell zu unterstützen.
Das macht viele Fans von Haley ratlos. Sue ist Lehrerin und sagt, sie wisse nicht einmal, ob sie überhaupt wählen gehen werde: «Wir sind in der Zwickmühle und beide Optionen, Trump oder Biden, sind keine gute Wahl.»
Damit ist Sue nicht allein. Gemäss Umfragen ist eine Mehrheit der US-Amerikanerinnen und -Amerikaner nicht zufrieden, vor die gleiche Wahl wie vor vier Jahren gestellt zu werden. Doch viele werden über den Schatten springen und dann doch wählen gehen.
So wie Monica. Die Hausfrau und Mutter zweier Kindern sagt, sie möge Nikki Haley und bete jeden Tag, dass sie die Kandidatin sei. Allerdings würde sie Donald Trump wählen, da er ähnlich konservative Werte vertrete.
Auch Student Jawad würde Trump wählen. Er habe eine Prioritätenliste gemacht, sagt er, und hinter Nikki Haley sei Donald Trump die Nummer zwei: «Trump hat eine Vision und in seiner ersten Amtszeit viel für das Land gemacht.»
Die Meinungen gehen diametral auseinander
Haley zeigte sich zuletzt sehr angriffig gegenüber Trump – und hat offen gelassen, ob sie sich hinter ihn stellen würde. Damit hat sie wohl auch letzte Spekulationen zerschlagen, dass sie allenfalls liebäugelt, als Vizepräsidentin nominiert zu werden.
An diesem Abend in Virginia zeigt sich, wie diametral die Meinungen auseinander gehen. Denn unter den Nikki-Haley-Fans hat es auch diejenigen, die sich niemals vorstellen könnten, für Donald Trump zu stimmen.
Zu diesen sogenannten «Never-Trumpers» gehört Student Crawford, der Joe Biden wählen würde, auch wenn er findet, es sei an der Zeit, dass mit Haley endlich eine Frau Präsidentin wird: «Nikki Haley hat ein grosses Herz und einen scharfen Verstand», sagt er.
«Ich hoffe wirklich, mich nicht zwischen Biden und Trump entscheiden zu müssen. Immerhin vertritt Biden im Gegensatz zu Trump moralische Werte.»
Ich glaube nicht, dass es Nikki Haley mit den Republikanern verscherzen will.
Haley selbst könnte auch als unabhängige Drittkandidatin ins Rennen steigen. Die Bewegung «No Labels», also «keine Etikette», will noch diese Woche bekannt geben, ob und vor allem, mit wem sie ins Präsidentschaftsrennen einsteigen.
Diese Option halten aber viele für unwahrscheinlich, so auch Doug: «Ich glaube nicht, dass sie es mit den Republikanern verscherzen will. Im Zweiparteiensystem wäre sie eh chancenlos und ich denke eher, dass sie bereits weiter, an die Wahlen 2028 denkt.»
Nikki Haley hat jetzt auf jeden Fall nationale Bekanntheit erlangt. Und sie hat auch gezeigt, dass sie bereit wäre, falls Trump plötzlich ausfallen würde und es einen Plan B bräuchte.
Eine Prognose zu stellen, wo ihre Stimmen hingehen, ist entsprechend schwierig. Gemäss Nachwahlbefragungen dürfte Joe Biden tendenziell etwas mehr Stimmen von Haley erben als Trump. Allerdings geht es noch über ein halbes Jahr bis zu den Präsidentschaftswahlen.