In der «First Church of the Open Bible» in Des Moines, Iowa, spielt eine Liveband. Manche Gläubige singen mit, einige mit ausgebreiteten Armen. Joshua Bingaman, der junge Pastor der Kirche, betet mit seiner Gemeinde.
Sie besteht aus evangelikalen Christen. Sie glauben an die Unfehlbarkeit der Bibel. Besonders in gesellschaftlichen Fragen sind sie sehr konservativ. Zusammen mit anderen sehr christlich-konservativen Gruppen werden sie in den USA zur «Christlichen Rechten» gezählt.
Das Thema Abtreibung sei für ihn das wichtigste Thema, sagt ein älterer Mann. «Ein Politiker muss sich für das Recht auf Leben einsetzen, damit ich ihn unterstützen kann. Nur wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist, könnte ich einer Abtreibung zustimmen.»
Ein Mann, der sich als Rob vorstellt, verweist auf eine Bibelstelle im Alten Testament: «Jedes Land, das Israel unterstützt, ist ein Freund Gottes, denn Gott behütet Israel wie seinen Augapfel.»
2016 und 2020 stimmten etwa acht von zehn Evangelikalen für Trump. Im Gegenzug hat er als Präsident für sie geliefert: Er hat drei konservative Richter und Richterinnen für den Obersten Gerichtshof nominiert, der dann 2022 das landesweite Recht auf Abtreibung kippte. Trump anerkannte auch Jerusalem als Israels Hauptstadt und verlegte die US-Botschaft dorthin.
Pastor Bingaman sitzt in seinem Büro und erklärt: «Ich bin kein Trump-Unterstützer. Aber es ist zu simpel zu sagen, er sei schlecht oder gut. Ich denke, Trump glaubt an evangelikale Werte. Es ist also etwas mehr als nur ein Zweckbündnis. Trump ist keiner von uns. Aber er ist für uns.»
Die Macht der Evangelikalen
In den Vorwahlen in Iowa, in den «Caucuses», haben die Evangelikalen ein besonders grosses Gewicht. Mehrere Kandidaten und Kandidatinnen buhlen deshalb um ihre Gunst. Die Pastoren haben einen direkten Draht zu den Präsidentschaftsanwärtern, unterstützen den einen oder andere Kandidierenden.
Pastor Bingaman, der niemanden offen unterstützt, hat viele der Kandidaten getroffen. Trump hat sogar Bingamans Kirche besucht. Es fällt auf, dass die Kirchgängerinnen und Kirchgänger in Des Moines sich richtiggehend bedroht fühlen: durch vermeintlich masslose Zuwanderung und Sozialismus oder durch den angeblichen Zerfall christlicher Werte.
Das hat wohl auch damit zu tun, dass das Christentum in den USA tatsächlich auf dem Rückzug ist: Weisse Christinnen und Christen sind zu einer Minderheit geworden. «Jene, die an Gott glauben, jene, die sich für das moralisch Richtige einsetzen, werden politisch verfolgt», sagt Kirchgänger Rob. «Diese Verfolgung wird zunehmen und gewalttätiger werden, gegen jene, die Gott lieben und die Gottes Willen tun wollen.»
Donald Trump hat versprochen, er werde den vermeintlichen «Krieg gegen das Christentum» beenden. Mehrere in der Kirche in Des Moines erklären zwar, sie würden in den Vorwahlen nicht für Trump stimmen. Womöglich auch, weil er vor einiger Zeit strenge Abtreibungsverbote kritisierte.
Aber es bleibt kein Zweifel daran, wen sie unterstützen würden, wenn es wieder zum Duell Donald Trump gegen Joe Biden kommen würde. Ein Mann erklärt: «Trump hat eine durchzogene Vergangenheit. Aber er kämpft für seine Glaubenssätze und seine Werte. Wie ein Pitbull.»