Unterwegs im Zentrum von Georgias Hauptstadt Atlanta, in Rosie’s Café: Die junge Kellnerin Makaila Handberry sagt, sie habe Kamala Harris gewählt. Auf die kommenden vier Trump-Jahre schaut sie mit Sorge. Sie versucht sich selber Mut zu machen: «Auch wenn jetzt schlimme Zeiten kommen sollten – ich konzentriere mich ganz auf meine Freunde. Und zusammen werden wir es schaffen. Wir dürfen jetzt nicht zu negativ denken.»
Ganz anders die Stimmung bei Küchen-Manager Jeremiah Brooks. Er möchte lieber draussen vor dem Café mit dem Reporter sprechen.
Er sagt: «Ich habe Trump gewählt. Ich finde nicht gut, wenn die Leute nur auf seine Worte, seine Rhetorik schauen. Man muss doch denjenigen wählen, der der Wirtschaft hilft. Und allen anderen Bereichen im Alltag. Mir gefällt, dass Trump ein Geschäftsmann ist, und kein Politiker.»
Jung, schwarz, männlich und besonders benachteiligt
Politologin Andra Gillespie von der Emory University in Atlanta betont, die Nachwahl-Befragungen seien noch etwas widersprüchlich. Insgesamt hätten Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner mit grosser Mehrheit die demokratische Kandidatin Kamala Harris gewählt.
Nicht so bei den Latinos. Fast die Hälfte der Latino-Männer hat gemäss einer Befragung der Nachrichtenagentur AP dieses Jahr Donald Trump gewählt. Und trotzdem: Auch bei schwarzen Männern sei der Anteil der Trump-Wähler offenbar in den letzten vier Jahren deutlich angestiegen. Gemäss AP von 12 auf 24 Prozent. Bereits seit 2016 habe die Unterstützung für Trump bei den männlichen Afroamerikanern stetig zugenommen.
Viele waren wohl unzufrieden mit dem Leistungsausweis der Biden-Regierung.
Als Grund sieht die Politologieprofessorin primär das Thema Wirtschaft: «Die wirtschaftlichen Daten zeigen, dass schwarze Männer ökonomisch besonders schlecht dastehen. Deshalb waren viele wohl unzufrieden mit dem Leistungsausweis der Biden-Regierung und gaben Donald Trump noch einmal eine Chance. Vor allem, wenn sie gute Erinnerung an seine erste Präsidentschaft hatten.»
«Zeit nicht reif für eine Frau»
Dieser Eindruck bestätigt sich im Gespräch mit jungen Afroamerikanern in Atlanta. Oshane Bromfield sagt: «Ich habe vor allem aus wirtschaftlichen Gründen Donald Trump gewählt. Die Ideen von Kamala Harris waren mir etwas zu radikal. Dazu kommt: Als amtierende Vize-Präsidentin hat sie aus meiner Sicht nicht viel getan für die Minderheiten in den USA. Sie hat nicht viel umgesetzt, nur viel versprochen.»
Auch Parkhaus-Mitarbeiter Carlos Hill hat Trump gewählt. Er sagt, er sei etwas unsicher, ob die Zeit schon reif sei für eine Frau als Präsidentin. Und ist verhalten optimistisch: «Schwer zu sagen. Aber ich glaube, es könnte gut kommen mit Trump.»
Dass es gut kommt mit Donald Trump, das hoffen alle in Georgia. Die einen bange und mit viel Skepsis – andere entspannt und zuversichtlich.