Bernie Sanders wettert seit Jahren gegen internationale Handelsverträge. Auch im Vorwahlkampf gegen Hillary Clinton waren sie für ihn ein zentrales Thema. Die Abkommen hätten in den USA Millionen von Arbeitsplätzen in der Industrie gekostet, sagte er an einer Wahlveranstaltung.
Donald Trump hat seine Meinung zu vielen Themen oft geändert. Aber nie, wenn’s um die US-Handelspolitik geht. Im Gegensatz zu traditionellen Republikanern teilt er – in diesem einen Bereich – die Sanders' Meinung. Und beide schieben die Schuld an den schlechten Handelsverträgen Bill und Hillary Clinton in die Schuhe.
Clinton war sich zu sicher
Eine Botschaft, die im sogenannten Rostgürtel auf fruchtbaren Boden gefallen ist. So bezeichnet man die Gegend um die grossen Seen. Dort ist die Grossindustrie angesiedelt: Autos, Maschinen, Stahlindustrie. Tatsächlich sind dort in den letzten Jahren Millionen von gut bezahlten Stellen in der Industrie gestrichen worden, weil sie in Billiglohnländer ausgelagert wurden, aber auch, weil es sie wegen der Automatisierung nicht mehr braucht.
Schon in den Vorwahlen hatte Hillary Clinton im Rostgürtel einen schweren Stand. Sie verlor die Bundesstaaten Michigan und Wisconsin an Sanders. Obama hatte man bei dessen Wiederwahl vor vier Jahren noch zugutegehalten, dass er die Autoindustrie in der Wirtschaftskrise 2009 gerettet hat. Clinton glaubte man nicht, dass sie nun plötzlich gegen Handelsverträge sei, wie sie behauptete.
Trump versuchte immer wieder, die Sanders-Anhänger auf seine Seite zu ziehen. Trump bereiste den Rostgürtel oft. Clinton glaubte, die Staaten auf sicher zu haben. Sie täuschte sich: Michigan, Wisconsin, Ohio und auch Pennsylvania gingen an Trump.
«Eine Schmach für die Demokraten»
Jetzt zeigen erste Zahlen: Die weissen Arbeiterinnen und vor allem die weissen Arbeiter haben Trump stark unterstützt. Familien, deren Angehörige Mitglied einer Gewerkschaft sind, haben deutlich öfter als sonst republikanisch gestimmt. Und unter diesen Stimmen hat es auch zahlreiche, die in den Vorwahlen an Sanders gingen. Eine Schmach sei das für die Demokraten, sagte Bernie Sanders gestern gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Das hätte der Partei nie passieren dürfen.
In den kommenden Wochen müssen die Parteistrategen in Washington wohl über die Bücher gehen und sich überlegen, wie sie diese wichtigen Wählerinnen und Wähler aus der unteren Mittelklasse zurückgewinnen können.