Nach den schweren Überschwemmungen im Osten Libyens läuft die internationale Hilfe langsam an – eine grosse Herausforderung angesichts des seit 2011 andauernden Machtkampfes und Krieges im Land.
Das Schweizerische Korps für Humanitäre Hilfe schickt vorderhand kein eigenes Team nach Libyen. Man unterstütze stattdessen Organisationen finanziell, die bereits vor Ort tätig sind, heisst es beim Aussendepartement (EDA).
Nur wenige Hilfsorganisationen vor Ort
Allerdings sind das nur noch wenige, denn wegen des Bürgerkrieges haben sich in den letzten Jahren immer mehr Hilfsorganisationen ganz aus Libyen zurückgezogen.
Einer, der vergleichbare Situationen kennt, ist Fred Lauener. Als unabhängiger Konsulent berät er Hilfsorganisationen, wie jene des Bundes oder die private Caritas, bei ihren Einsätzen. Grundsätzlich sei die Hilfe für Libyen schwierig, sagt Lauener, man müsse mit anderen Ländern zusammenarbeiten, die bereits vor Ort aktiv sind. Als Beispiel nennt er die Türkei.
Eine weitere Möglichkeit sei die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen. So habe man auch früher schon Hilfsgüter über Ägypten bis an die libysche Grenze gebracht und sie dort libyschen Organisationen übergeben zum Weitertransport. «Sie können die Güter ins rund 400 Kilometer entfernte Katastrophengebiet bringen.»
Aus Sicherheitsgründen liefert man also bis an die Grenze, dann übernehmen libysche Organisationen.
Hilfsbedarf vor Ort abklären
Nichtregierungsorganisationen können indes etwas flexibler und unabhängig von einer staatlichen Flagge agieren. In Libyen sei das ein Vorteil, sagt Pierre Trouche von Handicap International. «Es gibt immer aber auch Unvorhergesehenes, das passieren kann.» Deshalb könne es auch für kleine NGOs Probleme geben, so Trouche.
Er selber fliegt in Kürze nach Libyen, um den Hilfsbedarf vor Ort abzuklären. «Wir wollen zunächst die Rettung von Personen unterstützen.» Dabei gehe es in einem ersten Schritt darum, die Zusammenarbeit mit ausländischen Rettungskräften und libyschen Helfern zu organisieren.
Gefahr durch weggeschwemmte Minen
Viele Vermisste, Tote, nicht funktionierende Trinkwasserversorgung: Das seien die grossen ersten Herausforderungen, sagt Trouche.
Und wegen der seit zwölf Jahren immer wieder ausbrechenden Kriege sei Libyen eines der am stärksten verminten Länder der Welt: «Es wird eine Herausforderung, zu verstehen, wie sich die verminten Zonen nach der Flut entwickeln.»
Flut, interne Konflikte, Minen: Für die Helfer in Libyen wird der Einsatz damit noch zusätzlich erschwert.