«Danke, dass Sie mit dem intelligenten Bus fahren», sagt die Frauenstimme aus dem Lautsprecher. Entwickelt wurde der weisse Bus vom chinesischen Technologieunternehmen Haylion.
Er fährt durch ein Büroviertel in der Millionenstadt Shenzhen in Südchina. Wie von Geisterhand bewegt sich das Steuerrad im Bus. Hinter dem Steuer sitzt ein Busfahrer, aber nur zur Sicherheit – seine Hände hält er demonstrativ in die Luft.
Grosse Pläne – auch seitens der Regierung
Das Tech-Unternehmen Haylion nimmt in Chinas Plan zum autonomen Fahren eine Schlüsselrolle ein. Geht es nach der Regierung, soll bis 2030 jedes zehnte Auto auf Chinas Strassen selbstfahrend sein – im ÖV und Privatverkehr.
Der weisse Bus ist voller Kameras, einige sind auf die Strasse gerichtet, andere zeigen auf die Passagiere. Der Chef des Unternehmens, Hu Jianping, erklärt, man habe verschiedene Systeme ausprobiert. In einem ersten Schritt bezahlen die Passagiere noch mit dem Smartphone. Die nächste Stufe: Bezahlen mit dem Gesicht. Dazu scannen die Kameras an den Türen die Gesichter der Passagiere.
Alles soll flexibel werden
Trotz allem High-Tech: Noch darf der Bus keine regulären Passagiere transportieren, die Lizenz gilt nur für Sonderfahrten – aber immerhin auf regulären Strassen. In Zukunft soll der Bus auch seinen Fahrplan flexibel den Passagieren anpassen, erklärt Hu: «Passagiere können mit dem Handy ihren Standort angeben – wie bei einem Taxi.»
Diesen On-Demand-Service gibt es schon heute mit normal durch Menschen gesteuerten Bussen in Shenzhen. Sie haben keine fixen Haltestellen mehr, sondern flexible Zeiten und Routen, je nach Passagierbedarf.
Die Zukunft stellt sich Hu Jianping von der Firma Haylion vollautomatisch vor: Auch der Busfahrer, der jetzt noch sicherheitshalber hinter dem Steuer sitze, werde in ein paar Jahren nicht mehr nötig sein.
Und: Was sagt der Busfahrer selbst dazu? Macht er sich da keine Sorgen um seinen Job? Doch, doch, solche Gedanken habe er sich natürlich gemacht, sagt Busfahrer Sun. «Wenn die Entwicklung weiter voranschreitet, werde ich wohl meine Arbeit verlieren», sagt er.
Aber zumindest im Moment könne er sich nicht beklagen: «Im Vergleich zu früher habe ich jetzt viel weniger zu tun, auch weniger Stress.» Hinter dem Steuer zu sitzen und zuzuschauen, sei eigentlich ganz angenehm.