- Bei den Massenprotesten in Hongkong ist es in der Nacht auf Montag zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen.
- Einige hundert Demonstranten sollen dabei versucht haben, den Parlaments- und Regierungssitz zu stürmen.
- Polizisten seien mit Schlagstöcken, Tränengas und Pfefferspray gegen Demonstranten vorgegangen, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.
- Dabei habe es Verletzte gegeben. Mehrere Demonstranten sind verhaftet worden.
Zuvor war die Demonstration am Sonntag friedlich geblieben. Nach Angaben der Organisatoren waren rund eine Million Menschen gegen das geplante Auslieferungsgesetz auf die Strasse gegangen. Es war die grösste Demonstration in Hongkong seit den Protesten vor 30 Jahren gegen die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung am 4. Juni 1989 in Peking.
Das kontroverse Gesetz würde Hongkongs Behörden erlauben, auf Ersuchen chinesischer Stellen verdächtigte Personen an die kommunistische Volksrepublik auszuliefern. Kritiker argumentieren aber, dass Chinas Justizsystem nicht unabhängig sei, internationalen Standards nicht entspreche und politisch Andersdenkende verfolge. Auch drohten Folter und Misshandlungen. Das Gesetz wurde als «Werkzeug zur Einschüchterung» in Hongkong beschrieben.
Erinnerung an 2014
Die Ausschreitungen in der Nacht zum Montag erinnerten an die «Regenschirm»-Proteste vor fünf Jahren, die ihren Namen damals von den Regenschirmen gegen die Sonne und das Pfefferspray der Polizei bekommen hatten.
Die Demonstranten, die das Parlament stürmen wollten, waren zum Teil maskiert und gehörten Studentengruppen an, die für eine Unabhängigkeit der Sonderverwaltungsregion eintreten. Die Polizei rief Spezialkräfte, die den Protest nach rund einer halben Stunde auflösten, wie die Hongkonger Zeitung «South China Morning Post» berichtete.
Die Atmosphäre in Hongkong ist aufgeheizt, da die umstrittene und loyal zu Peking stehende Regierungschefin Carrie Lam trotz des massiven Widerstands in der Bevölkerung das Gesetz durchbringen will.