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Grosse Wirtschaftskrise in Südamerika
Aus Rendez-vous vom 15.01.2021. Bild: Keystone
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«Verlorene Dekade» Südamerika erleidet grössten Wirtschaftsabschwung seit 120 Jahren

Südamerikas Wirtschaftsleistung ist 2020 um 7.3 Prozent zurückgegangen. Nach Angaben der UNO-Wirtschaftskommission für Lateinamerika (Cepal) liegen die Ursachen der Wirtschaftskrise vor allem in den Folgen der Corona-Pandemie.

Südamerika sei unter den Regionen der Entwicklungs- und Schwellenländer am schlimmsten von den Folgen der Pandemie betroffen. Cepal spricht von «einer verlorenen Dekade für den Kontinent».

Millionen Menschen neu in Armut

Am schwerwiegendsten ist, dass es Millionen neue Arme geben wird, und das wird langfristige wirtschaftliche Folgen haben. Letztes Jahr sind über 45 Millionen Menschen neu in die Armut gerutscht.

Diese Menschen werden weniger produktive Arbeit verrichten, Kinder werden die Schule verlassen müssen, um zu arbeiten. Das wird zu grösserer politischer Instabilität führen. Zugleich bewirkt diese Krise höhere Staatsausgaben und zusätzliche Schulden.

Was bedeutet das für die soziale Ungleichheit?

Die zwei verschiedenen Phänomene Armut und Ungleichheit hängen zusammen. Südamerika gehört zu den Weltregionen mit der grössten Ungleichheit in der Einkommensverteilung.

Die Wirtschaftskrise wird diese grossen sozialen Unterschiede fördern. Aber die Krise bietet auch die Chance, versäumte Reformen nachzuholen oder solche mindestens zu fordern.

In vielen Ländern ist beispielsweise das Steuersystem regressiv. Reiche zahlen prozentual weniger als Arme, und es ist schon lange versucht worden, das zu ändern. Aber die reiche Elite hat bisher meistens solche Reformen vereitelt.

Es gibt wenig Grund zu Optimismus, dass sich das ändern könnte. Doch möglicherweise wächst angesichts einer tiefen Krise und der raschen Zunahme der Armut der politische Druck für einen Wandel.

Viele Verlierer, ein Gewinner

Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass das durchschnittliche Bruttoinlandprodukt und der Stand der Armut wegen Coroona auf das Niveau von 1990 sinken wird.

Südamerika wird also in der Entwicklung 30 Jahre zurückgeworfen. Diese schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden durch die nun anrollende zweite Corona-Welle verschärft.

Der Zerfall der Rohstoffpreise, die Tourismusflaute und auch die Stagnation der Wirtschaft der USA und der EU werden sich tragisch auswirken. Die grösste Nachfrage nach Produkten aus Südamerika kommt derzeit von China. Diese Beziehung wird sich jetzt intensivieren.

Die Pandemie zerschlägt also nicht nur die Wirtschaft Südamerikas. Es zeichnet sich auch eine geopolitische Verschiebung an.

David Karasek

Journalist und Südamerika-Kenner, SRF

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David Karasek war 2021 und bis Juli 2022 Südamerika-Korrespondent von SRF. Davor war er als Produzent und Redaktor bei SRF 4 News tätig. Von 2015 bis 2018 lebte und arbeitete er bereits als freier Journalist in Kolumbien und berichtete aus Ländern wie Ecuador, Venezuela oder Kuba für mehrere Medienunternehmen. Er hat in Bogotá an der Universität Javeriana Politologie studiert und moderiert inzwischen das «Tagesgespräch» von Radio SRF.

Rendez-vous vom 15.01.2021, 12:30

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