Zwei Tage vor dem Jahrestag des katalanischen Unabhängigkeitsreferendums vom 1. Oktober 2017 ist es in Barcelona zu Krawallen gekommen. Die katalanische Polizei wurde von Separatisten attackiert, die sich einer Demonstration von Beamten der nationalen Polizeieinheiten Policía Nacional und Guardia Civil nähern wollten und daran gehindert wurden.
Die katalanischen Polizisten seien unter anderem mit Farbbeuteln und Eiern beworfen worden, berichteten spanische Medien unter Berufung auf die Behörden. Eine Person sei festgenommen worden. Über Verletzte wurde zunächst nichts bekannt.
Auch Polizisten protestierten
Ziel war es, eine Kette zu bilden, um die Demonstrationen der Separatisten und der zentralstaatlichen Sicherheitskräfte im Zentrum Barcelonas getrennt zu halten. Zahlreiche der rund 6000 Separatisten hätten mit Gewalt versucht, die Polizeikette zu durchbrechen. Dabei seien auch Demonstranten aneinandergeraten.
Rund 2000 Beamte der Nationalpolizei und der Zivilgarde waren auf die Strasse gegangen, um den Polizeieinsatz von 2017 zur Verhinderung des Unabhängigkeitsreferendums zu würdigen und eine Erhöhung der Bezüge zu fordern. Nach ihren Angaben verdienen die Angehörigen der Regionalpolizei Mossos d'Esquadra in Katalonien deutlich mehr.
Torra: «Wir brauchen Antworten aus Madrid»
Ein Jahr nach dem Referendum ist die offizielle Politik in Katalonien wie gelähmt. Während Carles Puigdemont nach Belgien flüchtete, übernahm Quim Torra die Amtsgeschäfte. Er setzt auf die neue sozialistische Regierung in Madrid, verspricht sich aber nicht zu viel. «Der Wechsel in Madrid war eine Chance, ist eine Chance. Wir brauchen aber eine Antwort aus Madrid auf die Frage nach der Selbstbestimmung. Das ist die zentrale Frage. 80 Prozent der Katalanen wollen diese Frage in einem gültigen und anerkannten Referendum zur Selbstbestimmung klären», sagt Torra der «Tagesschau».
An vielen Orten organisieren sich Nachbarschaftsgruppen wieder. Und aus dem zaghaften Protest vor dem Regierungssitz sollen an diesem Wochenende und am 1. Oktober wieder eine lautstarke Forderung nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit werden – überall in Katalonien, wie SRF-Korrespondent Markus Böhnisch betont.