Darum geht es : Nach Israels Sicherheitskabinett stimmte auch die gesamte Regierung des Landes nach siebenstündiger Sitzung für die Vereinbarung mit der Hamas, wie das Büro von Ministerpräsident Netanjahu in der Nacht auf Samstag mitteilte. Das Abkommen tritt am Sonntagmorgen um 8:30 Uhr Ortszeit (07:30 Uhr MEZ) in Kraft.
Waffenruhe in drei Phasen: Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ist in drei Phasen unterteilt. In der ersten Phase des Abkommens, die 42 Tage lang geht, sollen insgesamt 33 Geiseln freikommen. Im Gegenzug wird Israel nach Angaben des Justizministeriums insgesamt 737 Gefängnisinsassen freisetzen. Das erklärte das israelische Justizministerium am Samstag. Es veröffentlichte am Freitag eine Liste mit 95 am Sonntag freikommenden palästinensischen Gefängnisinsassen. Die Liste umfasst die Namen von 69 Frauen, 16 Männern und zehn Minderjährigen, darunter ein 16-Jähriger. Die Details der zweiten und dritten Phase des Abkommens über ein dauerhaftes Ende des Kriegs und einen kompletten Abzug Israels aus dem Gazastreifen wollen die Konfliktparteien während der ersten Phase klären.
So stabil ist das Abkommen : Die intensiven Verhandlungen der vergangenen zwei Tage haben gezeigt, wie heikel das Gesamtpaket ist. Netanjahu teilte erst am frühen Freitag mit, dass eine Einigung erzielt worden sei – fast zwei Tage, nachdem der Vermittlerstaat Katar eine solche eigentlich bereits verkündet hatte. Angesichts des tiefen Misstrauens ist offen, ob sich Israels Regierung und die Hamas über Wochen an die vereinbarten Schritte halten werden und ob zum Beispiel bestimmte Passagen jeweils anders ausgelegt werden. Der Ausgang der Verhandlungen ist denn auch ungewiss. So müssen sich beide Kriegsparteien unter anderem noch über die Listen der restlichen freizulassenden Hamas-Geiseln sowie der von Israel freizulassenden Häftlinge einigen.
Öffnung des Grenzübergangs : Die Vorbereitungen zur Öffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen laufen laut ägyptischen Sicherheitsquellen auf Hochtouren. Demnach wird intensiv daran gearbeitet, Strassen und Einrichtungen am Grenzübergang instand zu setzen. Dutzende Lastwagen stünden bereit, um Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen. Insgesamt wurden nach Angaben des Ägyptischen Roten Halbmonds rund 600 LKW vorbereitet. Die palästinensische Seite des Grenzübergangs wird seit Mai letzten Jahres von Israels Armee kontrolliert. Spitäler im Nord-Sinai bereiteten sich derweil auf die Aufnahme verletzter Palästinenser vor. Rund 50 Krankenwagen sollen ab heute zum Grenzübergang entsandt werden.
Wenn das Abkommen scheitert: Sollte das Abkommen scheitern, könnten die Kämpfe erneut ausbrechen – zumal es auf beiden Seiten Befürworter einer Fortsetzung des Kriegs gibt. So könnte sich Israels Ministerpräsident Netanjahu dafür entscheiden, nach der ersten Phase aus dem Abkommen auszusteigen, um den Zusammenbruch seiner Regierungskoalition zu vermeiden, sagte Daniel Levy, ein früherer israelischer Regierungsbeamter und Verhandlungsführer dem «Wall Street Journal». Laut der US-Nachrichtenseite «Axios» soll Netanjahu beim Treffen des Sicherheitskabinetts gesagt haben, die USA hätten ihm für den Fall, dass die weiteren Verhandlungen scheitern, Unterstützung für die Fortsetzung des Kriegs zugesichert. Die US-Nachrichtenseite berief sich dabei auf einen Vertrauten Netanjahus.