- Emmanuel Macron bleibt französischer Präsident.
- Laut vorläufigem amtlichen Endergebnis erreicht Macron fast 59 Prozent der Stimmen und liegt damit klar vor seiner Herausforderin Marine Le Pen.
- Die Wahlbeteiligung war wie im ersten Wahlgang sehr tief. Rund 28 Prozent der Stimmberechtigten blieben der Wahl fern.
- Emmanuel Macrons zweite Amtszeit dürfte alles andere als ein Spaziergang werden. Lesen Sie hier die Analyse unserer Frankreich-Korrespondentin.
Der Ticker startet um 12:39 Uhr
-
6:21
Live-Berichterstattung beendet
Wir beenden die Live-Berichterstattung zum zweiten Wahlgang in Frankreich. Lesen Sie auch eine Reportage aus der Nacht nach der Wahl und die Analyse zur Wiederwahl von Emmanuel Macron. Mit weiteren Hintergrundinformationen über Frankreich nach den Wahlen halten wir sie auf dem Laufenden.
-
2:10
US-Präsident Biden gratuliert Macron zum Wahlsieg
US-Präsident Joe Biden hat Emmanuel Macron zu seiner Wiederwahl als französisches Staatsoberhaupt gratuliert. «Frankreich ist unser ältester Verbündeter und ein wichtiger Partner bei globalen Aufgaben», schrieb Biden am Sonntagabend (Ortszeit) bei Twitter.
Er freue sich auf die Weiterführung einer engen Kooperation etwa bei der Unterstützung der Ukraine, der Verteidigung der Demokratie und beim Kampf gegen den Klimawandel.
-
1:40
Macron siegt klar nach Auszählung aller Stimmen
Frankreichs liberaler Präsident Emmanuel Macron hat die Präsidentschaftswahl nach vorläufigem amtlichen Endergebnis mit 58.55 Prozent der Stimmen klar gewonnen.
Er büsste allerdings im Vergleich zur Wahl von 2017, als er auf 66.1 Prozent kam, deutlich an Stimmen ein. Seine rechte Herausforderin Marine Le Pen kam auf 41.45 Prozent der Stimmen, wie das Innenministerium in Paris nach Auszählung aller Stimmen der zur Wahl registrierten Wähler in der Nacht zum Montag mitteilte. Die Wahlbeteiligung lag demnach bei rund 72 Prozent.
Der französische Staatschef hat weitreichende Machtbefugnisse und amtiert fünf Jahre. Etwa 48.7 Millionen Französinnen und Franzosen waren zur Wahl eingeschrieben. In der ersten Runde vor zwei Wochen traten zwölf Kandidatinnen und Kandidaten an. Die traditionellen Volksparteien der Sozialisten und Republikaner fuhren historisch schlechte Ergebnisse ein. Sowohl die Stichwahl als auch der erste Wahlgang zeigten, wie tief gespalten die französische Gesellschaft ist.
-
0:35
Selenski bezeichnet Macron als «wahren Freund»
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat Emmanuel Macron zum Wahlsieg gratuliert. «Herzlichen Glückwunsch an den Präsidenten und einen wahren Freund zur Wiederwahl», schreibt Selenski auf Französisch auf seinem offiziellen Twitter-Account.
«Ich wünsche ihm weitere Erfolge zum Wohle des französischen Volkes. Ich weiss seine Unterstützung zu schätzen und bin überzeugt: Wir werden gemeinsam zu neuen gemeinsamen Erfolgen aufbrechen! Auf ein starkes und geeintes Europa!»
-
0:25
Proteste in Frankreich nach Ausgang der Präsidentschaftswahl
In Frankreich hat es nach dem Ausgang der Präsidentschaftswahl am Sonntagabend in mehreren Städten Proteste gegeben. In Lyon kam es zu Zusammenstössen zwischen linken Gruppen, «Gelbwesten»-Demonstranten und der Polizei, wie der Sender BFMTV berichtete. Zunächst beschossen die Demonstranten die Gemeindepolizei mit Feuerwerkskörpern, wie auch auf Videobildern zu sehen war. Später schritt die Nationalpolizei ein, um die Ausschreitungen zu beenden.
Auch in Paris kamen Demonstrantinnen und Demonstranten abends an mehreren Plätzen zusammen, die weder Sieger Emmanuel Macron noch seine unterlegene Konkurrentin Marine Le Pen für eine sinnvolle Wahl hielten, wie die Zeitung «Le Parisien» berichtete.
-
22:57
Journalistin Calla: «Legitimation für Macron ist nicht sehr gross»
In der zweiten Spezialsendung zur Stichwahl in Frankreich analysieren zwei Experten im Studio das Abschneiden von Marine Le Pen. Laut den aktuellen Hochrechnungen liegt sie bei gut 41 Prozent der Stimmen. Cécile Calla, französische Journalistin und Buchautorin, sagt: «Sie hat nochmals zugelegt, hat noch mehr Franzosen ansprechen können, die sich nicht in Macrons Politik wiedererkennen.» Die Legitimation für Macron sei daher nicht sehr gross.
Auch Christoph Frei, Professor für Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen, Universität St. Gallen, sagt: «Wir sind gut beraten, diesen Trend im Auge zu behalten.» Frei ist skeptisch, dass es Macron gelingen wird, wie angekündigt ein Präsident für alle zu sein. «Bald kehrt das Tagesgeschäft zurück.» Es gebe harte Reformen, die anstünden, etwa die Rentenreform. Und wenn er diese anpacke, werde er all jene enttäuschen, die er eben am Wegrand nicht links liegen lassen wollte.
Macron müsse sich fragen, ob er das Land wieder versöhnen wolle oder ob weiterhin Krisenstimmung vorherrschen soll, sagt Calla. Es sei vermutlich nicht so geschickt gewesen, die Rentenreform im Wahlkampf derart hervorzuheben. Denn diese sei sehr umstritten.
-
22:42
Macron hat nach Wahl mit Scholz telefoniert
Emmanuel Macron hat dem französischen Präsidialamt zufolge nach seiner Wiederwahl zuerst mit Bundeskanzler Olaf Scholz telefoniert. Scholz hatte Macron auf Twitter gratuliert.
-
22:30
In Kürze: Zweite Spezialsendung zur Stichwahl
Um 22:50 Uhr begrüsst Moderator Urs Gredig zu einer zweiten Spezialsendung zur Präsidentschaftswahl. Reaktionen und Einschätzungen liefern SRF-Frankreich-Korrespondentin Alexandra Gubser und SRF-Sonderkorrespondentin Mirjam Mathis sowie Cécile Calla, französische Journalistin und Sachbuchautorin, und Christoph Frei, Professor für Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen an der Universität St. Gallen. Verfolgen Sie die Sondersendung live auf SRF 1 oder im Livestream auf srf.ch.
-
22:12
Analyse: Macron muss Antworten auf Radikalisierung finden
Emmanuel Macrons zweite Amtszeit dürfte alles andere als ein Spaziergang werden, analysiert SRF-Frankreich-Korrespondentin Alexandra Gubser. Viele hätten lediglich ihn gewählt, um die rechtspopulistische Marine Le Pen zu verhindern. Hinzu komme: Die traditionellen Parteien der Sozialisten wie der Republikaner lägen in Trümmern, Gewinner seien die Extreme am linken wie rechten Rand. Emmanuel Macron müsse Antworten «auf diese Radikalisierung» finden. «Sonst ist 2027 der Weg frei für eine radikale Zeitenwende in Frankreich – mit unabsehbaren Auswirkungen auf ganz Europa.»
Lesen Sie hier die ganze Analyse von SRF-Frankreich-Korrespondentin Alexandra Gubser.
-
21:46
Macron: «Ich weiss, dass mich viele unterstützt haben, um die extreme Rechte zu verhindern»
Nun ist Emmanuel Macron, begleitet von seiner Frau Brigitte, einer grossen Schar von Kindern und Jugendlichen sowie der Europahymne, auf dem Champ-de-Mars in Paris eingetroffen. Bevor er auf die Bühne ans Mikrofon treten konnte, schüttelte er viele Hände, nahm Gratulationen entgegen, verteilte Küsschen und genoss gleichermassen Blitzlichtgewitter wie Schulterklopfen von allen Seiten.
«Merci», rief er darauf in die jubelnde Menge. Er dankte, dass ihm eine Mehrheit des Stimmvolks für weitere fünf Jahre das Vertrauen geschenkt hat. Er dankte auch all seinen Wahlhelfern, die diesen Sieg erst möglich gemacht hätten. «Ich weiss auch, dass mich viele unterstützt haben, um die extreme Rechte zu verhindern.» Er wolle ein Präsident für alle sein, versprach Macron. Die Mehrheit habe sich heute für ein humanistisches, europäisches, soziales und ökologisches Projekt ausgesprochen. «Jeder einzelne trägt eine Verantwortung», sagte Macron. Jedes Individuum sei bedeutend für die gesamte Gesellschaft. Er sei sehr stolz, diesem Land nochmals fünf Jahre dienen zu dürfen.
«Die kommenden Jahre werden sicherlich schwierig sein, aber sie werden historisch sein und gemeinsam müssen wir sie für die neuen Generationen schreiben», sagte der 44-Jährige.
-
21:31
Zemmour ruft zu Bündnis der Rechtsparteien auf
Der im ersten Wahlgang ausgeschiedene rechtsextreme Präsidentschaftskandidat Éric Zemmour hat zu einem nationalen Bündnis der Rechtsparteien aufgerufen. Bei den anstehenden Parlamentswahlen im Juni müssten seine Bewegung Reconquête, das Rassemblement National von Marine Le Pen und das rechte Lager der konservativen Républicains zusammenarbeiten, forderte Zemmour.
Zugleich ging er die unterlegene Marine Le Pen hart an. «Das ist die achte Niederlage eines Le Pen», sagte Zemmour mit Blick auf die gescheiterten Kandidaturen Marine Le Pens und ihres Vaters Jean-Marie Le Pen. «Heute Abend haben die verloren, die Frankreich lieben», meinte Zemmour. Der einzige Verlierer sei Frankreich. «Ich habe getan, was ich konnte, um dieses Ergebnis zu verhindern.»
Der Präsident des Rassemblement National, Jordan Bardella, erteilte Zemmours Aufforderung zu einem Schulterschluss rechter Parteien postwendend eine Absage. «Es gibt keine Allianz mit Reconquête», sagte er.
-
21:18
Grüner Kandidat: «Damm gegen extreme Rechte errichtet»
Der in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl gescheiterte grüne Kandidat Yannick Jadot zeigt sich erleichtert über das Ausscheiden der rechtsnationalen Politikerin Marine Le Pen. «Danke an alle, die einen Damm gegen die extreme Rechte errichtet haben», schrieb Jadot auf Twitter. «Das Schlimmste ist verhindert worden, aber das Land ist gespaltener als je zuvor.» Jetzt komme es auf die Parlamentswahlen im Juni an.
-
21:07
Erleichterung über Macrons Wahl in Europa – Cassis gratuliert
Dass Macron in Frankreich für weitere fünf Jahre an der Spitze bleibt, lässt viele Politiker Europas aufatmen. Der britische Premierminister Boris Johnson etwa hat Frankreich als engen Partner seines Landes bezeichnet. «Ich gratuliere zur Wiederwahl als Präsident Frankreichs, Emmanuel Macron», schrieb Johnson auf Twitter.
Ebenfalls via Kurznachrichtendienst gratulierte Bundespräsident Ignazio Cassis: «Unsere Länder sind eng miteinander verbunden. Ich freue mich auf die Fortsetzung unserer guten Zusammenarbeit.» In der Schweiz lebten die meisten Französinnen und Franzosen im Ausland und umgekehrt in Frankreich die meisten Auslandschweizerinnen und -schweizer.
Der italienische Regierungschef Mario Draghi wiederum sprach von einer «wunderbaren Nachricht für ganz Europa». Eine Perspektive, die auch EU-Ratspräsident Charles Michel in den Fokus nahm: «In diesen stürmischen Zeiten brauchen wir ein starkes Europa und ein Frankreich, das sich voll und ganz für eine souveränere und strategischere Europäische Union einsetzt.»
Der belgische Regierungschef Alexander De Croo sieht im Wahlsieg Macrons gegen die rechte Politikerin Marine Le Pen auch ein Zeichen im Kampf gegen Extremismus. Und der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb dem französischen Staatsoberhaupt auf Twitter. «Deine Wählerinnen und Wähler haben heute auch ein starkes Bekenntnis zu Europa gesendet.»
-
20:42
Klarer Trend: Die Rechte gewinnt an Stärke
Christoph Frei, Professor an der Uni St. Gallen, hat sich im SRF-News-Spezial zu den über 42 Prozent Stimmen geäussert, die Marine Le Pen laut Hochrechnung auf sich vereinen konnte. Sie habe sich stark gesteigert im Vergleich noch zu vor fünf Jahren. «Das ist ein klarer Trend.» Denn man müsse sehen: Die Elite Frankreichs tendiere dazu, weiterzuwursteln und zu ignorieren, was auch noch abgeht im Land. Frei hofft, dass Macron sich den veralteten politischen Strukturen annimmt.
Die französische Journalistin Cécile Calla ergänzt, dies habe Macron auch angekündigt: mehr Demokratie. Macron müsse sich für die nächsten fünf Jahre wappnen. Wenn die Französinnen und Franzosen dann immer noch das Gefühl hätten, man würde zu wenig für sie machen, seien sie vielleicht noch gewillter, jemanden zu wählen wie Marine Le Pen. Calla sagt, es werde spannend zu sehen sein, wie die Verhältnisse bei den Parlamentswahlen im Juni ausfallen werden. Das Rassemblement National sei oftmals stark bei Kommunal- und Regionalwahlen, aber erhalte am Ende doch kaum handfeste Ergebnisse. «Ich habe den Eindruck: Die Franzosen lassen ihren Frust los, aber wenn es ernst wird, krebsen sie ein Stück weit wieder zurück.»
-
20:30
Von der Leyen gratuliert Macron
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Emmanuel Macron zu seiner Wiederwahl gratuliert. «Ich freue mich, unsere gute Zusammenarbeit fortsetzen zu können», schreibt sie auf Twitter. «Gemeinsam werden wir Frankreich und Europa voranbringen.»
-
20:27
Mélenchon setzt Hoffnung auf Parlamentswahlen
Nun spricht der Linke Jean-Luc Mélenchon, der sich im ersten Wahlgang auf dem 3. Platz eingereiht hat. Macron sei der am Schlechtesten gewählte Präsident der Fünften Republik. «Es gibt so viele Enthaltungen.» Und er setzt seine Hoffnung auf die Parlamentswahlen im Juni, um noch Korrekturen vornehmen zu können. «Die dritte Wahlrunde beginnt heute Abend. Ihr könnt Macron schlagen», sagte Mélenchon an seine Anhänger gerichtet. Macrons «präsidielle Monarchie» habe nur aus Mangel an Alternativen überlebt.
-
20:21
«Entdiabolisierung hat gewirkt»
Mirjam Mathis, SRF-Sonderkorrespondentin, ordnet das Abschneiden von Marine Le Pen ein. Sie sagt: Die Mehrheit wolle keine rechtspopulistische Kandidatin. Auch der Krieg in der Ukraine und der Aufruf vieler ausgeschiedener Kandidaten, Le Pen nicht zu wählen, habe geholfen, dass Macron nun am Ende das Rennen gemacht habe. Gleichwohl: Dass Marine Le Pen an ihrem Image gearbeitet habe, habe ihr Stimmen gebracht. Die Entdiabolisierung sei erfolgreich gewesen.
-
20:19
«Macron ist an Krisen gewachsen»
Alexandra Gubser, SRF-Frankreich-Korrespondentin, blickt auf die vergangene fünfjährige Amtszeit von Emmanuel Macron zurück. 2017 habe Macron eine Welle des Optimismus ausgelöst. Diese Euphorie habe aber bald nachgelassen, weil Frankreich gemerkt habe: Reformen schmerzen. Gleichwohl sei Emmanuel Macron an diesen Krisen gewachsen, gerade auch während der Pandemie.
-
20:17
Le Pen wendet sich an ihre Anhängerinnen und Anhänger
Die unterlegene Marine Le Pen hält bereits eine Rede. Sie deutet das Resultat als Sieg für sie –spricht gar von einem «strahlenden Sieg». Sie wolle sich weiter engagieren. «Die Französinnen und Franzosen wollen eine starke Opposition», sagt sie. Mit Blick auf die anstehenden Parlamentswahlen sagt sie, das Spiel sei noch nicht vorbei. Heute Abend beginne die «grosse Schlacht» um die Parlamentswahlen. Ihre Partei Rassemblement National sei offen für alle, die sich gegen Emmanuel Macron verbünden wollten.
-
20:06
Calla: Resultat von Le Pen ist «klare Warnung» an Macron
Das Resultat ist klarer, als es viele vorausgesagt haben. Dennoch überrascht es Christoph Frei Professor für Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen an der Universität St. Gallen nicht, dass der Abstand zwischen Emmanuel Macron und Marine Le Pen so gross geworden ist. Zumal die Umfragen der letzten Tage darauf hingewiesen hätten. Gleichwohl sagt Frei im SRF-News-Spezial zur Stichwahl: «Man muss demütig sein. Wir haben die Clinton-Trump-Nacht erlebt. Man darf sich nie zu sicher sein.»
Und die französische Journalistin Cécile Calla ergänzt: Das Resultat von Marine Le Pen sei eine «klare Warnung» an Macron. Er habe sich in den letzten fünf Jahren nicht nur Freunde geschaffen. Die Abschaffung der Vermögenssteuer habe tiefe Spuren hinterlassen. Immer wieder habe er mit seiner teils derben Sprache für Verärgerung gesorgt. Macron sei bei vielen schon lange eine verhasste Person, so Calla. Geholfen habe ihm das gute Abschneiden beim TV-Duell dieser Woche.