- Gemäss Nachwahlbefragungen kann Amtsinhaber Wladimir Putin mit 87.8 Prozent der Stimmen rechnen.
- Das russische Staatsfernsehen erklärte den 71-jährigen amtierenden Präsidenten nach Schliessung der Wahllokale zum Sieger.
- Nach Auszählung von knapp 50 Prozent der abgegebenen Stimmen lag Putin bei einem Anteil von 87.34 Prozent, wie russische Medien aus der Zentralen Wahlkommission berichteten.
Damit legte der 71 Jahre alte Putin um mehr als zehn Prozentpunkte im Vergleich zur Wahl von 2018 (76.7 Prozent) zu. Es gilt als das beste ihm je zuerkannte Ergebnis, mit dem er seine fünfte Amtszeit antritt.
Die Wahlbeteiligung wurde mit über 74 Prozent angegeben – ebenfalls ein Rekord. Es war der höchste Wert bei einer russischen Präsidentenwahl. Kritiker wiesen jedoch darauf hin, dass er nur durch Repressionen, Zwang und Betrug erreicht wurde.
Protestaktion «Mittag gegen Putin»
In Genf waren zur Mittagszeit rund 400 Russen und Russinnen aus der Westschweiz angereist. Die meisten von ihnen folgten dem Aufruf der Witwe des toten Oppositionellen Alexej Nawalny, zur gleichen Zeit am Mittag an die Urnen zu gehen.
In Bern protestierten rund tausend Wahlberechtigte gegen Amtsinhaber Wladimir Putin. Die Warteschlange vor der russischen Botschaft in Bern war mehrere hundert Meter lang, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete.
Proteste in Genf und Bern
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Bild 1 von 2. Die Warteschlange, in der sich viele junge Russen befanden, erstreckte sich über das Trottoir bis zum russischen Konsulat. Bildquelle: KEYSTONE / Martial Trezzini.
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Bild 2 von 2. Vor der russischen Botschaft in Bern legten einige Personen Blumen nieder und zündeten Kerzen an für den verstorbenen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny. Bildquelle: Keystone / AP, Julien Grindat.
Bei der Protestaktion «Mittag gegen Putin» sollen die Stimmenden jedem Kandidaten ausser Putin die Stimme geben. Mehrere Personen zählten vor Ort in Genf die anstehenden Wähler und Wählerinnen. Sie wollen damit die vom Kreml angegebenen Zahlen überprüfen.
Bei der letzten Präsidentschaftswahl in Russland vor sechs Jahren hatten sich in der ganzen Schweiz lediglich rund 900 Russinnen und Russen an der Wahl beteiligt. Heute leben in der Schweiz gut 16'000 Russinnen und Russen.
Kritik an online Stimmabgabe
In Russland versammelten sich nach dem Aufruf der Opposition an vielen Wahllokalen in Russland um die Mittagszeit Tausende Gegner Putins, um zu zeigen, dass sie den Kreml-Chef nicht weitere sechs Jahre im Amt sehen wollen.
Die Wahlkommission in Moskau hat bekannt gegeben, dass die Beteiligung inzwischen höher sei als bei der letzten Wahl 2018. Der Wert von 67.54 Prozent von damals sei um 11:50 Uhr Schweizer Zeit übertroffen worden, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass.
Bei kremlkritischen Protestaktionen sind Bürgerrechtlern zufolge Dutzende Menschen festgenommen worden. Insgesamt zählte die Organisation Ovd-Info bis zum Sonntagnachmittag landesweit mehr als 80 Festnahmen – rund 30 davon in der Stadt Kasan. Auch Bürger und Bürgerinnen in Moskau und St. Petersburg waren betroffen.
Die Wahl für die fünfte Amtszeit von Präsident Wladimir Putin war erstmals auf drei Tage angesetzt worden. Dies sollte auch mehr Wählern und Wählerinnen die Chance zur Stimmabgabe geben. Zusätzlich stimmten Millionen Menschen online ab – Berichten zufolge, teilweise auf behördlichen Druck. Laut der Wahlkommission Moskau nutzten 7.74 Millionen Menschen bis 11 Uhr Schweizer Zeit die Online-Abstimmung, das entspricht einer Wahlbeteiligung von knapp sieben Prozent.
Wahlen in Russland – Proteste in Europa
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Bild 1 von 6. Eine Frau gibt in St. Petersburg ihre Stimme ab. (15.03.24). Bildquelle: AP Photo / Dmitri Lovetsky.
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Bild 2 von 6. Auch in den von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine wurde die Wahl durchgeführt. (Im Bild: ein Wähler in Donezk, 17.03.24). Bildquelle: Keystone / EPA, STRINGER.
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Bild 3 von 6. Auch in der lettischen Hauptstadt Riga gingen Russen und Russinnen zur Wahl – begleitet von Protesten. Bildquelle: Keystone / EPA, TOMS KALNINS.
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Bild 4 von 6. Lange Warteschlangen auch in Berlin vor der russischen Botschaft. Bildquelle: Keystone / EPA,HANNIBAL HANSCHKE.
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Bild 5 von 6. Dort kam es ebenfalls vereinzelt zu Protestaktionen. (Bild aus Berlin). Bildquelle: Keystone / EPA, HANNIBAL HANSCHKE.
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Bild 6 von 6. Julia Nawalnaya, die Witwe von Alexej Nawalny, reihte sich in die Menschenmenge vor dem Konsulat in Berlin ein, um ihre Stimme abzugeben. Bildquelle: KEYSTONE / EPA, HANNIBAL HANSCHKE.
Unabhängige Beobachter kritisieren, dass viele Bürger und Bürgerinnen von ihren staatlichen Arbeitgebern an die Wahlurnen gedrängt worden seien. Nicht nur das ist illegal, auch der von den Wählern und Wählerinnen berichtete Auftrag, Fotos ihres Wahlzettels an Vorgesetzte zu schicken, gilt als Verstoss gegen das russische Wahlrecht.