Das Fernsehduell der BBC war ein letzter Schlagabtausch zwischen Rishi Sunak und Keir Starmer vor den Wahlen. Beide möchten in den kommenden fünf Jahren das Vereinigte Königreich regieren. Wie unterschiedlich sie das tun würden, zeigte einmal mehr diese Debatte: Sunak will Migrantinnen und Migranten nach Ruanda ausschaffen. Starmer würde solche Ausschaffungsflüge sofort stoppen.
Die Konservativen wollen in der Nordsee die letzten Ölreserven anbohren. Labour will dagegen eine staatliche, grüne Energieindustrie aufbauen. Wobei Starmer bis heute offenlässt, wie er seine Pläne finanzieren will. Und deshalb dürfe man diesem Mann nicht über den Weg trauen, warnt Sunak das Publikum. «Starmer ist nicht ehrlich mit den Britinnen und Briten.» Er verspreche heute etwas und werde morgen das Gegenteil tun.
Es soll sich etwas ändern im Königreich
Sunaks Problem ist, dass ihm die Mehrheit der Britinnen und Briten gemäss Umfragen nicht mehr zuhört. Nach 14 Jahren konservativer Regierung wünschen sie sich eine Veränderung. Jemanden, der das marode Königreich endlich saniert.
Seid ihr beiden wirklich das Beste, was unser Land zu bieten hat?
Doch Robert, der ältere Herr, der im Fernsehstudio in der dritten Reihe sitzt, stellt eine Frage, die für die Stimmung im Land ziemlich repräsentativ ist. «Mister Sunak, Sie waren einst ein ganz passabler Finanzminister, heute sind Sie ein mittelmässiger Premierminister, der unsere Probleme nicht gelöst hat. Von Ihnen, Sir Keir, wissen wir nicht, wie ihre Pläne für dieses Land aussehen. Seid ihr beiden wirklich das Beste, was unser Land zu bieten hat?»
Das Publikum applaudiert. Die beiden Männer sind irritiert. Sunak lächelt freundlich. Starmer blickt dagegen zerknirscht.
Theoretisch erlerntes Mitgefühl
Wie verschieden die beiden Männer auch sonst sind, zeigt sich nicht nur an den Wahlversprechen, sondern ebenso in unscheinbaren Momenten. Beispielsweise wenn die chronisch kranke Rose im Publikum erzählt, sie wisse nicht mehr, wie sie ihre Rechnungen bezahlen soll. Er habe grösstes Verständnis für diese tragische Situation, sagt Sunak, der reicher als der König sein soll.
Sein Mitgefühl klingt eher theoretisch erlernt als praktisch erworben. Denn es ist der gleiche Mann, der auf die Frage, welches die grösste Entbehrung sei, die er als Kind erlebt habe, meinte: Er habe in seinem Elternhaus keinen Zugang zum privaten Fernsehkanal Sky News gehabt und deshalb als Jugendlicher viele Fussballspiele verpasst.
Wenn sich Sunak häufiger mit gewöhnlichen Menschen unterhalten würde, wäre er vielleicht nicht so abgehoben, meint Starmer. Der Sohn eines Werkzeugmachers ist mit den Zumutungen des Alltags der kleinen Leute vertraut.
Als erster in der Familie hat er studiert. Er wurde Jurist. Als langjähriger Staatsanwalt hat er im Unterhaus die Lügen des damaligen Premierministers Boris Johnson mit forensischer Präzision ausgeweidet. Sein Problem ist jedoch, dass er bis heute so spröde wie ein Verhörrichter wirkt.
Weder Starmer noch Sunak sind charismatische Figuren, die das Publikum begeistern oder sogar zum Lachen bringen können. Doch eine Wahl richtet sich immer nach der verfügbaren Auswahl. In diesem Rennen gibt es nur Sunak gegen Starmer.
In den Umfragen liegen die Konservativen mittlerweile Lichtjahre hinter Labour. Doch Starmers Vorsprung ist nicht der Begeisterung für ihn und Labour geschuldet, sondern der Enttäuschung über die Tories.
«Echo der Zeit» ist die älteste politische Hintergrundsendung von Radio SRF: Seit 1945 vermittelt die Sendung täglich die wichtigsten Nachrichten, Berichte, Reportagen, Interviews und Analysen über das aktuelle Zeitgeschehen
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