Der kosovarische Staat habe hier endlich seine Autorität durchsetzen können, sagt der stellvertretende lokale Polizeichef von Mitrovica, Veton Elshani. «Das hier waren keine Parallelinstitutionen, das war Serbien».
Postämter, Banken oder Versicherungen seien von Serbien aus betrieben worden. Die Löhne wurden vom serbischen Staat bezahlt.
Von diesem System sind nur noch die Schulen und Spitäler übriggeblieben. Um sich den Lohn auszahlen zu lassen, müssen die Lehrer und Ärztinnen jetzt nach Serbien reisen.
Vorgehen Kosovos hat zu Spannungen geführt
Schritt für Schritt ging Kosovo in den letzten Jahren gegen die serbische Präsenz im Norden vor. Eine Parallelinstitution nach der anderen wurde von der Polizei geschlossen. Dieses Vorgehen sorgte immer wieder für Spannungen mit der lokalen Bevölkerung, aber auch mit dem Nachbarn Serbien.
Der Höhepunkt war der Terroranschlag im nahegelegenen Dorf Banjska. Im September 2023 eröffneten dort serbische Paramilitärs das Feuer auf die kosovarische Polizei und töteten einen Beamten. Hinter dem Anschlag vermutet Kosovo die serbische Regierung.
Mittlerweile sei die Situation zwar ruhig aber weiterhin heikel, sagt Polizeikommandant Elshani. Man habe daher weiterhin eine starke Präsenz in den Strassen.
Neue Geschäfte eröffnen
Deutlich wird der Wandel in der Fussgängerzone von Nord-Mitrovica. Eigentlich beginnt hier der mehrheitlich serbisch geprägte Norden Kosovos. Schilder sind in kyrillisch, getrunken wird serbisches Bier.
Doch in den letzten Monaten eröffneten hier neue Geschäfte, die von Albanerinnen und Albanern aus dem Süden der Stadt geführt werden.
Eindrücke aus dem Norden Kovosos
Das langjährige Tabu sei gebrochen, sagt Vesel Abdullahu. Er ist Geschäftsführer des ersten Cafés, das hier neu eröffnete. Viele der Gäste kämen aus dem Süden und seien zum ersten Mal in diesem Teil der Stadt.
Serbischer Politiker spricht von schleichender Übernahme
Keine Freude an den neuen Geschäften hat Milija Bisevac. Er ist der Vorsitzende einer serbischen Oppositionspartei. Das sei eine Machtdemonstration: «Albin Kurti will zeigen, dass er den Norden erobert hat.»
Die Polizeipräsenz sieht er ebenfalls kritisch. Er spricht von einer schleichenden Machtübernahme. Dabei richtet sich seine Kritik nicht nur an Kurti, sondern auch an die serbische Regierung.
«Die Menschen hier sind keine Figuren, die man für die eigenen Zwecke nutzen kann. Es braucht einen Dialog und Kooperation», ist Bisevac überzeugt.
Doch weder mit der Regierung in Pristina noch mit der serbischen Regierung sei dies zu machen. Auch die dominierende lokale serbischen Partei sieht er kritisch. Sie sei von Serbien aus gesteuert und vertrete nicht die Interessen der lokalen Bevölkerung. Er hofft daher auf einen politischen Wandel am Sonntag, im Parlament in Pristina, aber auch hier im Norden.