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Wahlen in Kosovo Serbische Minderheit in Kosovo hofft auf einen Wandel

Premier Albin Kurti stellt sich am Sonntag zur Wiederwahl. Nirgends ist seine Regierungszeit so stark spürbar wie im mehrheitlich serbisch bewohnten Norden des Landes. Dort hat er die Präsenz des Staates durchsetzen können.

Der kosovarische Staat habe hier endlich seine Autorität durchsetzen können, sagt der stellvertretende lokale Polizeichef von Mitrovica, Veton Elshani. «Das hier waren keine Parallelinstitutionen, das war Serbien».

Postämter, Banken oder Versicherungen seien von Serbien aus betrieben worden. Die Löhne wurden vom serbischen Staat bezahlt.

Polizist in Uniform sitzt vor Flaggen und Banner.
Legende: Der stellvertretende Polizeikommandant Veton Elshani ist zufrieden mit der Entwicklung der letzten Jahre: «Im Kosovo gibt es nun keine schwarzen Löcher mehr für die Polizei». SRF/Janis Fahrländer

Von diesem System sind nur noch die Schulen und Spitäler übriggeblieben. Um sich den Lohn auszahlen zu lassen, müssen die Lehrer und Ärztinnen jetzt nach Serbien reisen.  

Vorgehen Kosovos hat zu Spannungen geführt

Schritt für Schritt ging Kosovo in den letzten Jahren gegen die serbische Präsenz im Norden vor. Eine Parallelinstitution nach der anderen wurde von der Polizei geschlossen. Dieses Vorgehen sorgte immer wieder für Spannungen mit der lokalen Bevölkerung, aber auch mit dem Nachbarn Serbien.

Parlamentswahlen am Sonntag

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Mann im Anzug spricht sitzend vor kosovarischer Flagge.
Legende: Der amtierende Premier Albin Kurti möchte weiterregieren. Keystone/Visar Kryeziu

Bei den Parlamentswahlen am Sonntag entscheidet sich auch, wer die neue Regierung stellen wird. In den Umfragen führt die links-nationalistische Partei Vetevendosje von Amtsinhaber Albin Kurti. Die konservativen Oppositionsparteien PDK und LDK dagegen sind weit abgeschlagen.

Dennoch könnte es sein, dass Kurti trotz Wahlsieg nicht erneut Premierminister wird. Er, wie auch die Opposition, haben jeweils eine Koalition ausgeschlossen. Während Kurti die Oppositionsparteien als korrupt bezeichnet, sehen diese in ihm einen Populisten.

Sollte der amtierende Ministerpräsident also eine absolute Mehrheit verpassen, droht ihm nach vier Jahren an der Macht der Gang in die Opposition.

Der Höhepunkt war der Terroranschlag im nahegelegenen Dorf Banjska. Im September 2023 eröffneten dort serbische Paramilitärs das Feuer auf die kosovarische Polizei und töteten einen Beamten. Hinter dem Anschlag vermutet Kosovo die serbische Regierung.

Mittlerweile sei die Situation zwar ruhig aber weiterhin heikel, sagt Polizeikommandant Elshani. Man habe daher weiterhin eine starke Präsenz in den Strassen.

Neue Geschäfte eröffnen

Deutlich wird der Wandel in der Fussgängerzone von Nord-Mitrovica. Eigentlich beginnt hier der mehrheitlich serbisch geprägte Norden Kosovos. Schilder sind in kyrillisch, getrunken wird serbisches Bier.

Doch in den letzten Monaten eröffneten hier neue Geschäfte, die von Albanerinnen und Albanern aus dem Süden der Stadt geführt werden.

Eindrücke aus dem Norden Kovosos

Das langjährige Tabu sei gebrochen, sagt Vesel Abdullahu. Er ist Geschäftsführer des ersten Cafés, das hier neu eröffnete. Viele der Gäste kämen aus dem Süden und seien zum ersten Mal in diesem Teil der Stadt.

Serbischer Politiker spricht von schleichender Übernahme

Keine Freude an den neuen Geschäften hat Milija Bisevac. Er ist der Vorsitzende einer serbischen Oppositionspartei. Das sei eine Machtdemonstration: «Albin Kurti will zeigen, dass er den Norden erobert hat.»

Mann in dunkler Jacke sitzt vor einer cremefarbenen Wand.
Legende: Die Bevölkerung müsse schrittweise integriert werden, kritisiert der serbische Politiker Milija Bisevac das Vorgehen Kurtis. Sie seien es leid, als politischer Spielball missbraucht zu werden. SRF/Janis Fahrländer

Die Polizeipräsenz sieht er ebenfalls kritisch. Er spricht von einer schleichenden Machtübernahme. Dabei richtet sich seine Kritik nicht nur an Kurti, sondern auch an die serbische Regierung.

«Die Menschen hier sind keine Figuren, die man für die eigenen Zwecke nutzen kann. Es braucht einen Dialog und Kooperation», ist Bisevac überzeugt.

Doch weder mit der Regierung in Pristina noch mit der serbischen Regierung sei dies zu machen. Auch die dominierende lokale serbischen Partei sieht er kritisch. Sie sei von Serbien aus gesteuert und vertrete nicht die Interessen der lokalen Bevölkerung. Er hofft daher auf einen politischen Wandel am Sonntag, im Parlament in Pristina, aber auch hier im Norden.

Echo der Zeit, 6.12.2025, 18:00 Uhr

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