- Nach den zweistelligen Stimmenzuwächsen der AfD bei den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg sorgen sich Arbeitgeber vor den Auswirkungen der Wahl auf die Wirtschaft.
- Der Investitionsstandort Ostdeutschland drohe angesichts des Wahlausgangs an Attraktivität einzubüssen, mahnen Ökonomen.
- Insbesondere das fremdenfeindliche Klima in einigen Regionen ostdeutscher Bundesländer gefährde die Aussichten der Firmen vor Ort.
Besorgt über das Abschneiden der AfD bei den gestrigen Landtagswahlen zeigt sich Deutschlands Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer.
AfD-Äusserungen schaden Firmen im Ausland
«Die relative Stärke der AfD in Sachsen und Brandenburg bereitet uns Arbeitgebern zunehmend Sorge, da die verbalen Äusserungen führender Parteimitglieder geeignet sind, den guten Ruf der auch in diesen Bundesländern international tätigen Wirtschaft zu schädigen», erklärte Kramer am Sonntagabend.
Die Ministerpräsidenten von Sachsen und Brandenburg müssten «ihren deutlichen persönlichen Wahlerfolg als Auftrag begreifen, eine Regierung zu bilden, die die Wirtschaft kräftigt und damit die Lebensperspektiven der Menschen noch stärker verbessert, als es bisher der Fall war», forderte Kramer.
«Warnschuss» für Grosse Koalition in Berlin
Auch der Chef der mittelständischen Wirtschaft, Mario Ohoven, sieht im starken Abschneiden der AfD einen «Warnschuss» für die grosse Koalition von Union und SPD in Berlin. «Trotz der von ihnen jahrelang betriebenen Politik der sozialen Wohltaten laufen Union und SPD die Wähler in Scharen davon», erklärte er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Grosse Koalition in Berlin «sollte daraus die Konsequenz ziehen und endlich eine wachstumsorientierte Politik betreiben, die die Wirtschaft stärkt und eine Rezession von Deutschland abwendet», fuhr Ohoven fort.
Fremdenfeindliches Klima hemmt Wirtschaft
In den Chor warnender Stimmen reihen sich auch Ökonomen ein. Wirtschaftswissenschaftler weisen angesichts deutlicher Stimmengewinne für die AfD auf mögliche negative wirtschaftliche Folgen hin.
Der Vize-Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Oliver Holtemöller hat dabei auch demografische Probleme im Blick: «Aufgrund der Alterung der Bevölkerung nimmt die Attraktivität einiger Regionen in Ostdeutschland als Investitionsstandort ab, weil es dort für die Unternehmen in Zukunft schwieriger werden wird, geeignetes Personal zu finden.»
Eine mögliche Lösung sieht er vor dem Hintergrund fremdenfeindlicher Äusserungen aus AfD-Reihen gefährdet: «Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte wäre geeignet, die Probleme zu mildern. Allerdings ist das mancherorts fremdenfeindliche Klima diesbezüglich hinderlich.»