- Die Präsidentenwahl in Sri Lanka hat der linksgerichtete Kandidat Anura Kumara Dissanayake gewonnen.
- Nach Angaben der staatlichen Wahlkommission des Inselstaats gewann der 55-jährige Abgeordnete und Anführer der Koalition «Nationale Volksmacht» (NPP) mit einem Vorsprung von mehr als einer Million Stimmen vor dem Oppositionsführer im Parlament, Sajith Premadasa.
- Dissanayake wurde im Zuge einer Zeremonie in der Hauptstadt Colombo, die live im Fernsehen übertragen wurde, offiziell in sein Amt eingeführt.
Der 55-jährige Parteipräsident einer linksgerichteten Partei war am Sonntag zum Sieger der Präsidentschaftswahlen erklärt worden. In einem weissen Hemd gekleidet und lächelnd legte er vor dem Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofs Jayantha Jayasuriya den Amtseid ab.
Dissanayake erklärte sich auf der Plattform X zum Sieger: «Dieser Sieg gehört uns allen».
Laut amtlichen Ergebnissen erhielt ADK, wie er von seinen Anhängern genannt wird, 42.3 Prozent der Stimmen und lag damit vor dem Oppositionsführer im Parlament, Sajith Premadasa (32.7 Prozent), und dem amtierenden Präsidenten Ranil Wickremesinghe (17.2 Prozent).
Für das Ergebnis war eine zweite Auszählungsrunde nötig geworden, nachdem keiner der fast 40 Kandidaten nach der ersten Runde die erforderliche Mehrheit erreicht hatte. Nur die führenden Kandidaten Dissanayake und Premadasa blieben übrig, die anderen schieden nach der ersten Runde aus. Unter ihnen befand sich auch der Amtsinhaber Ranil Wickremesinghe, der das Präsidentenamt in dem südasiatischen Inselstaat im Indischen Ozean nach dem Staatsbankrott vor zwei Jahren übernommen hatte.
«Der Traum, den wir seit Jahrhunderten träumen, ist endlich wahr geworden», schrieb Dissanayake weiter auf X. «Gemeinsam stehen wir bereit, um die Geschichte Sri Lankas neu zu schreiben», fügte er hinzu.
Dissanayake verspricht Kampf gegen Korruption
Dissanayake gewann breite Unterstützung in der Bevölkerung, indem er während seines Wahlkampfes die «korrupten» Eliten anprangerte, die in seinen Augen für den Finanzkollaps 2022 verantwortlich waren. Er verpflichtete sich im Wahlkampf, die Steuern auf Güter des täglichen Bedarfs zu senken.
Zwei Jahre nach einem Staatsbankrott verbinden viele Menschen des südasiatischen Inselstaats mit der Wahl die Hoffnung auf wirtschaftliche Stabilität. Die Wahl, zu der etwa 17 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen waren, galt deshalb auch als Abstimmung über das Reformprogramm der Regierung. Wickremesinghe, der bereits mehrfach Premierminister gewesen war, hatte nach der Flucht seines Vorgängers Gotabaya Rajapaksas vor zwei Jahren übergangsweise das Präsidentenamt übernommen.
Der Chef der Wahlkommission sprach laut der Sri Lanker Zeitung «Daily Mirror» von den friedlichsten Wahlen in der Geschichte des Landes. Trotzdem verhängten die Behörden einige Stunden nach der Wahl eine landesweite Ausgangssperre, um die «öffentliche Sicherheit» aufrechtzuerhalten. Das Verbot sollte laut «Daily Mirror» am Sonntagmittag (Ortszeit) aufgehoben werden.