- Einen Tag nach den Parlamentswahlen in Südafrika zeichnet sich für den Afrikanische Nationalkongress (ANC) ein ernüchterndes Ergebnis ab.
- Nach Auszählung von fast 90 Prozent aller Wahlkreise ist der ANC von 62 Prozent (2014) auf 57 Prozent Wähleranteil abgerutscht.
- Das entspricht dem bisher schlechtesten Ergebnis der Partei seit dem Ende des rassistischen Apartheid-Regimes 1994.
Die Wahlbeteiligung erreichte laut der Wahlkommission mit 65 Prozent einen historischen Tiefststand, wie die vorläufigen Ergebnisse zeigten. Die führende Oppositionspartei Demokratische Allianz (DA) gab leicht nach von 22 auf 21 Prozent der Stimmen.
Die linksgerichtete Partei der Wirtschaftlichen Freiheitskämpfer (EFF) kletterte von 6 auf 10 Prozent. Eine Partei der weissen Minderheit, VF Plus, legte von 0.9 auf knapp 2.4 Prozent zu. Rund 27 Millionen Südafrikaner waren aufgerufen gewesen, die 400 Abgeordneten des Parlaments in Kapstadt sowie Provinzvertretungen zu wählen.
Ramaphosa bleibt wohl Präsident
In Südafrika wählt das Parlament auch den neuen Staatschef. Dem Spitzenkandidaten des ANC, Präsident Cyril Ramaphosa, scheint damit eine zweite Amtszeit sicher. Er war erst im Februar 2018 an die Staatsspitze gelangt, nachdem der damalige Präsident Jacob Zuma infolge schwerer Korruptionsvorwürfe zurückgetreten war.
Zumas fast zehnjährige Amtszeit wird in Südafrika inzwischen oft als «verlorenes Jahrzehnt» beschrieben: Die Arbeitslosenquote stieg weiter an, die Staatsschulden schnellten in die Höhe, die Wirtschaft stagnierte.
Ramaphosa versprach den Wählern einen entschlossenen Kampf gegen Korruption und einen Reformkurs, der die Wirtschaft wieder ankurbeln soll.
Der 66 Jahre alte frühere Gewerkschaftsführer war einst in Mandelas Auftrag für die Verhandlungen zur Beendigung des Apartheid-Regimes verantwortlich. Später ging Ramaphosa in die Privatwirtschaft und wurde Multimillionär, bevor er als Zumas Vizepräsident (2014-2018) wieder zurück in die Politik kam.
27 Prozent Arbeitslosigkeit
Südafrika ist die am meisten entwickelte Wirtschaft des Kontinents. Doch rund 30 Millionen Menschen – zumeist schwarze Südafrikaner – leben der Regierung zufolge in Armut. Die Arbeitslosenquote liegt nach offizieller Lesart bei über 27 Prozent.
Die weisse Minderheit, die etwa 8 Prozent der 56 Millionen Südafrikaner ausmacht, ist finanziell nach wie vor wesentlich besser gestellt. Die Weltbank bezeichnet Südafrika als eines der ungleichsten Länder weltweit.