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Präsidentschaftswahlen in Venezuela
Aus SRF 4 News vom 24.07.2024. Bild: Keystone/AP Photo/Fernando Vergara
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 57 Sekunden.

Wahlen in Venezuela Kann die Opposition Maduro stürzen?

Im krisengeschüttelten und von Armut geprägten Venezuela wird Ende Juli gewählt. Präsident Nicolás Maduro regiert das Land seit mehr als einem Jahrzehnt autoritär. Laut Umfragen scheint der Oppositionskandidat Edmundo González deutlich beliebter zu sein. SRF-Südamerika-Korrespondentin Teresa Delgado beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die Wahlen in Venezuela.

Teresa Delgado

Südamerika-Korrespondentin

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Teresa Delgado hat an der Universität Freiburg und in den USA Geschichte, Englisch und Spanisch studiert. Seit 2016 ist sie Redaktorin und Produzentin bei Radio SRF. 2021 und 2022 berichtete sie als Auslandredaktorin aus Spanien, Portugal und den USA. Seit 2023 ist sie Südamerika-Korrespondentin mit Sitz in Santiago de Chile.

Mit welchen Argumenten empfiehlt sich Maduro dem Wahlvolk?

Zum einen gibt Maduro den US-Sanktionen die Schuld für die krankende Wirtschaft. Dann verstrickte er sich in einen Grenzstreit mit dem Nachbarland Guyana wegen Erdölvorkommen. Er versucht, patriotische Venezolaner hinter sich zu scharen. Die Regierung fährt auch eine massive Propagandakampagne auf den sozialen Medien: Maduro teilt auf Tiktok Videos, die zeigen, wie er mit einem Papageien herumalbert oder versucht, Englisch zu sprechen. Maduro gibt in diesen Videos den lustigen, nahbaren Präsidenten. Das junge Publikum hat natürlich ein kürzeres Gedächtnis, erinnert sich nicht an die jahrelange Repression.

Mann hebt Arme, trägt gemusterten Pullover, hält Mikrofon.
Legende: Er gibt sich siegessicher: der amtierende venezolanische Präsident Nicolás Maduro bei einer Wahlkampfveranstaltung in Venezuela. (18. Juli 2024) Keystone / Matias Delacroix

Wofür steht Edmundo González, der Kandidat der Opposition?

González ist ein ehemaliger Diplomat. Er ist 74 Jahre alt und Grossvater. Er sagt, er sei furchtlos mit Blick auf die Wahlen. González ist ein Platzhalter, weil die chancenreichste Kandidatin, Maria Corina Machado, wegen Korruptionsvorwürfen bei diesen Wahlen nicht antreten darf. Und das, obwohl sie die Vorwahlen klar gewonnen hat. González symbolisiert den Wandel, er steht für Demokratie und sein wichtigstes Argument ist, dass er nicht Maduro ist.

Menschenmenge bei einer Demonstration mit venezolanischen Flaggen.
Legende: Laut Umfragen ist der Oppositionskandidat Edmundo González deutlich beliebter bei den Venezolanern. Keystone / Ariana Cubillos

Maduro lässt entgegen seines Versprechens keine internationalen Wahlbeobachter ins Land. Wie ist das zu interpretieren?

Maduro lässt zwar Gegner für seine Scheinwahl zu, aber das ist alles sehr durchsichtig: Die Opposition spricht von Tyrannei und Willkür. Über 20 Oppositionelle seien bereits festgenommen worden. Sechs Wahlkampfleiter suchen derzeit Zuflucht in der argentinischen Botschaft in Caracas, um einer Inhaftierung zu entgehen. Maduro will nicht, dass die Welt genau hinsieht. Deshalb lässt er keine anerkannten Wahlbeobachter ins Land und hat auch einige Journalisten des Landes verwiesen. So bereitet Maduro vielleicht schon den Weg, um später «Wahlfälschung!» rufen zu können, falls er verlieren sollte.

Erhält Maduro nun die Quittung dafür, dass er das Land heruntergewirtschaftet hat?

Die Wirtschaftskrise ist sicher ein grosser Faktor bei diesen Wahlen. Inzwischen gibt es nach Jahren der Hyperinflation eine leichte Erholung, denn die USA haben ihre Sanktionen gegenüber Venezuela gelockert. Sie kaufen wieder venezolanisches Erdöl, weil Maduro Wahlen zulässt. Doch von einer wirklichen Erholung der Wirtschaft kann noch keine Rede sein. Nicht grundlos haben acht Millionen Venezolanerinnen und Venezolaner ihr Land verlassen, seit Maduro an der Macht ist. Das macht die Venezolaner laut der UNO zur grössten Flüchtlings- und Migrantengruppe der Welt.

Wäre Maduro bereit zu einer friedlichen Machtübergabe?

Dafür gibt es keine Anzeichen. Denn Maduro hat gesagt, die Wählerinnen und Wähler müssten ihn wählen, «um ein Blutbad zu verhindern». Wir müssen davon ausgehen, dass Maduro das genauso meint, wie er es gesagt hat. Das klingt nicht nach einer friedlichen Machtübergabe und das klingt nicht demokratisch. Mit dieser Aussage macht Maduro einmal mehr klar, dass er kein Demokrat ist, auch wenn er sich gerne diesen Anschein gibt.

SRF 4 News, 24.7.2024, 6:53 Uhr ; 

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